Teil  9 Amritsar (Indien) - Pokhara (Nepal)

  REISEBERICHT  2008      Indien - Nepal


15.10.2008
Vier Nächte waren wir in Mrs. Bhandari's Guesthouse. Als ich anderen Gästen den Deckenventilator einschalte, weil sie den Schalter nicht finden, oder das System mit der Strichliste für den Selbstbedienungskühlschrank erkläre, merke ich, daß es Zeit wird weiter zu fahren.
Das
Guesthouse ist eine kleine Oase, hat aber mit Indien so wenig zu tun wie ein Wienerwald Restaurant mit Österreich. Da draußen ist Indien und das wollen wir uns nun ansehen. Noch in Amritsar  schließen wir eine Versicherung für den Magirus ab. Die kostet 60 Euro für ein Jahr und wir werden sie hoffendlich nicht brauchen.
In Indien funktioniert auch wieder elektronisches Geld. Das Guesthouse konnten wir mit Master Card bezahlen und am ATM (Geldautomat) ziehen wir tausende von Rupien.

Auf dem gut ausgebauten Motorway folgen wir der Beschilderung nach Delhi. Die Landschaft ist flach und grün. Uns passt das Klima ganz gut. Es ist seit gestern Abend bewölkt und angenehm kühl. Punjab ist ein Bundesstaat in dem Alkohol zu haben ist und so kaufen wie eine Palette Kingfisher Dosenbier. Neben der Strasse gibt es alles zu kaufen, was man zum überleben so braucht. Ganz leicht zu finden ist es für uns jedoch nicht. Das Leben auf der Strasse ist so bunt und laut. So viele Menschen und ungezählte Geschäfte sind aus dem fahrenden Auto zu sehen, daß unsere Gehirne völlig überfordert sind. Wir brauchen eine Weile bis wir ahnen wo wir was bekommen. Es gibt so viel zu sehen und nebenbei muß man ja auch noch Auto fahren. In Indien sind wir im Strassenverkehr eine relativ hohe Kaste. Nur eine Stufe unter den Reisebussen, die sind einfach Q*.
Auf der Suche nach Brot und einer indischen Telefonkarte finden wir einen Laden der Snacks verkauft und  wir erstehen frittierte Gemüsetaschen für ein paar Cent. "Das Essen ist superlecker hier und traumhaft" (Dani) ...und lange nicht so scharf wie befürchtet.

Zur Nacht brauchen wir natürlich wieder einen geeigneten Stellplatz. Einen Hotelparkplatz oder Tankstelle haben wir im Sinn und zur richtigen Zeit sehen wir ein McDonalds Restaurant auf der Gegenseite.
Das ist nicht supertypisch für Indien aber ein guter Stellplatz. Bei McDonalds in Indien gibt es keine Hamburger, denn Kühe werden hier verehrt und nicht verspeist. Aber es gibt den 'Gemüse Mac'. In Deutschland vor einigen Jahren aus dem Programm bei MC verschwunden und von Dani und mir schwer vermisst. Hier gibt es ihn wieder, toll! Wir dürfen auf dem Parplatz übernachten (24h open). Der security man mit langen Bart, Turban und Schrotflinte winkt uns zu. Wir fühlen uns sicher und wohl.

*Q:
O
mnipotente und unsterbliche Wesen (Star Trek)

16.10.2008
Wie konnte Gott zulassen daß die Evolotion Stechmücken hervorbringt? Das wäre mal eine Lebensform der wir beim Aussterben nicht nachtrauern würden. Das hochfrequente surren der Mücken kann man nicht ignorieren, also Licht anschalten und Jagd auf die Quälgeister machen. Das kostete Schlafzeit und die kann man nur am Morgen nachholen, wenn die Mücken Feierabend machen.
Nach einem weiteren Gemüse Mac zum Frühstück geht es wieder auf die Fernstrasse. Wir sind unterwegs nach Nepal. Auf dem Weg nach Nepal möchten wir den Corbett Nationalpark besichtigen.
Haben haben haben. Wir wollen eine indische Telefonkarte haben. In einem namenlosen Ort finden wir einen Uhrmacherladen der auch mit Mobiltelefonen klar kommt. Für 500 Rps kaufen wir eine gebrauchte Pre Payed Card mit 200 Rps Guthaben. Das telefonieren funktioniert, aber ob SMS nach Deutschland gehen müssen wir noch austesten.  (Nachtrag: es klappt!)
Haben wollen wir auch eine Presslufthupe. Es geht zwar auch ohne, aber vielleicht verbessert der Magirus dadurch sein Karma und wird im nächsten Leben als Reisebus wiedergeboren. Das wäre eine Stufe höher. Für etwa 20 Euro bekommen wir an der Strasse eine dreistufige Druckluftfanfare mit digitalem 24-ton Horn Controller und 'Musical Piano System'. In Deutschland sind diese Hupen verboten und eigentlich wollen wir sowas nur haben weil es die hier eben zu kaufen gibt - made in India. Um die Druckluft anzuschließen muß ich nun an der Bremsanlage rumfummeln, aber was tut man nicht alles für die aktive Sicherheit.
Wenn die Strecke frei ist fahren wir 60 - 70 km/h. Immer im Zickzack den Motorrikschas und Motorrädern ausweichend und den PKW's und Bussen Platz machend. Große LKW's sind grundsätzlich viel langsamer und müssen mal links mal rechts überholt werden. Während ich von einem Lieferwagen überholt werde komme ich an einer Radarfalle vorbei. Egal wie kultiviert ein Land erscheint - oder eben auch nicht. Radarfallen gibt es immer. An der Polizeikontrolle werden wir raus gewunken - ich bin 10 km/h zu schnell gewesen. Weil wir aber Gast im Land sind, lässt man uns  laufen. Überhaupt werden wir an den Maut Station des Motorway meistens weiter gewunken ohne bezahlen zu müssen. In der Regel werden ein paar Worte gewechselt (woher?, wohin?) und dann kommt der großzügige Wink mit der Hand. Weiter fahren.

In Panipat biegen wir auf eine kleinere Strasse ab und finden zur Nacht ein Hotel mit Parkplatz. Wir essen sehr lecker zu Abend und dürfen zur Nacht auf dem Parkplatz stehen bleiben. Die ganzen Felder rund um das Hotel gehören dem Besitzer und sind verpachtet. Wir machen eine Besichtigung der Reisfelder die gerade abgeerntet werden. Daneben gibt es noch Weizen und Zuckerrohr. Der Chef selbst ist in der Politik (Abgeordneter im 'Landtag'), um das Hotel kümmert sich ein Manager.
Der Nachteil von gebrauchten Telefonkarten ist, daß sie vorher jemandem gehört haben müssen. Und Den versuchen irgendwelche Leute jetzt immer anzurufen. Am Abend habe ich 19 verpasste Anrufe auf dem Display. Mal sehen wann das aufhört.

17.10.2008
Sehr gut geschlafen heute Nacht. Entweder die Mücken waren etwas träge, oder das Dosenbier hat seinen Job sehr gut gemacht. Haywards 5000 - Alkoholgehalt nicht über 8% - Aha.
Um elf Uhr starten wir den Deutz. Der tägliche Kampf um den Asphalt geht weiter. Manche Busfahrer sind solche Drecksäcke. Die überholen derart rücksichtslos in den Gegenverkehr, daß es uns immer wieder die Sprache verschlägt. Obwohl der Magirus groß und stark ist, will ich nicht riskieren mit einem Bus frontal zusammen zu stoßen.  Also ich bin wirklich nicht zimperlich, aber mehr als einmal muß ich voll in die Bremse und auf die Seite fahren, daß es nicht kracht. So was kann aus Versehen ja mal passieren, aber das hier ist volle Absicht. Am Liebsten würde ich dem Einen oder Anderen Busfahrer an den Kragen gehen. Mal sehen. Wir sind ja noch ein paar Tage im Land.
Auf einmal sind Affen am Strassenrand. Cool. Affen kennt man vom Zoo oder aus den TV. Aber in freier Wildbahn ist das was Anderes. Wir sind in Indien. Die Menschen sind nett und alles ist OK. Nie haben wir Probleme aber die Eindrücke drohen uns zu überfordern.
In einer x-beliebigen Ortschaft dreht man seinen Kopf nach links und bekommt zwei drei dutzend Eindrücke. In der nächsten Sekunde den Kopf nach rechts und genau das Gleiche. Dazu die Geräusche. Das ist nicht bedrohlich oder abstoßend. Es ist einfach nur so viel! Am Abend reden wir über den Tag. "Hast du den Elefanten gesehen?"  "Nein, wo denn?"

Bis zum Corbett National Park schaffen wir es nicht mehr, denn es wird schon so früh dunkel. (die Rikschas sind schuld, und die blöden Ochsen- und Pferdekarren die uns ständig zum bremsen zwingen)
In Kashipur finden wir kurz vor Sonnenabgang das Corbett Hotel und haben einen Parkplatz für 100 Rps die Nacht.
Heute Abend sind nur 4 verpasste Anrufe auf dem Display. Na also. Und SMS nach Deutschland schicken
(und zurück) funktioniert auch.

18.10.2008
Bis Ramnagar ist es nicht mehr weit. Der ganze Ort scheint vom Jim Corbett** Park zu leben, oder hat sich darauf eingestellt. Wir versuchen mit dem Magirus in den Park zu kommen, was angeblich möglich sein soll. Der National- oder Wildpark liegt am Fuße des Himalaya Gebirges und man kann die Berge schon sehen, die saftig grün mit Urwald bewachsen sind. Es soll auch 130 Tiger im Park geben. Ob das stimmt ist nicht klar, seit vor einigen Jahren bekannt wurde, daß die Parkverwaltung die Zahlen nach oben frisiert hat. Wie man Tiger zählt ist uns ohnehin ein Rätsel, wo die Tiere doch so extrem scheu sind.
Der Park öffnet leider erst am 15. November so richtig. Dann könnten wir auch mit dem Deutz in die einzige Ortschaft fahren die im Park liegt und dort übernachten. Im Moment sind nur Tagesausflüge mit Suzuki Geländewagen möglich. Foto-Safaris sind ja vielleicht nicht schlecht, aber wir wollen den Magirus nicht alleine im Ort stehen lassen und so entscheiden wir weiter nach Nepal zu fahren. Die Tiger werden wir uns auf dem Rückweg in Ruhe ansehen.
In Ramnagar müßen wir wieder mal tanken, der iranische Diesel ist fast alle. Schade.
Bisher sehen wir jeden Tag zwei bis drei schwere Autounfälle. In einer Ortschaft hat sich ein Sattelschlepper so auf der Fahrbahn verkeilt, daß die Strasse einseitig gesperrt ist. Strasse gesperrt? Nicht für die Q! (Busse) Die fahren brutal über den begrünten Mittelstreifen auf die Gegenfahrbahn. Einer haut sich dabei seinen Tank am Bordstein kaputt und der Diesel schießt in einem armdicken Strahl auf die Fahrbahn. Der Fahrer fährt einfach weiter - für ein paar hundert Meter wird's schon noch reichen.
Bei der rücksichtslosen und gefährlichen Fahrweise vieler Inder war es nur eine Frage Zeit bis wir den ersten überfahrenen Menschen sehen. Heute war es so weit. Ein kleines Mädchen liegt tot oder sterbend am Strassenrand. Vielleicht 50 Inder stehen drum herum. Aus der nahen Ortschaft kommen noch mal 100 gelaufen um sich das auch anzuschauen.
Bis zum Grenzort nach Nepal sind es noch 50 Kilometer und es ist schon dunkel. Ein paar Kilometer fahren wir noch weiter aber es ist zu gefährlich. Es ist erst 18h und die Strassen sind voller Menschen. Rikschas, Fahrräder und Ochsenkarren sind grundsätzlich nicht beleuchtet. LKW's und Busse haben ein oder zwei Lichter vorne. Die blenden dann beim entgegenkommen. Überholt wird natürlich wie blöd.
An einer hell beleuchteten Tankstelle fragen wir nach ob wir über Nacht stehen bleiben dürfen. Man heißt uns willkommen und wird für unsere Sicherheit sorgen.

**Jim Corbett: Berühmter britischer Großwildjäger

19.10.2008
An der Tankstelle machen wir einen Tank noch ganz voll, (hätten wir gleich Gestern machen sollen) damit wir in Nepal nicht tanken müssen. Bis zur Grenze ist es nicht mehr weit und kurz vor Tanakpur biegt man rechts ab. Das soll der Weg nach Nepal sein? Die Strasse ist sehr eng und total vermüllt. Der Weg führt durch ein kleines dreckiges Kaff mit riesigen Pfützen auf der Durchgangsstrasse. Der Bahnübergang ist kurzzeitig gesperrt, weil ein Jeep eine Rikscha gerammt hat. Mitten auf den Schienen. Der Rikschafahrer zerrt an seinem Gefährt um den Jeep wieder aus seinen Speichen zu kriegen. Alle Anderen helfen mit ihrer Hupe mit. Es ist schon lustig. Mehrfach fragen wir nach dem Weg, denn oft wird man in die falsche Richtung geschickt, wenn der Befragte keine Ahnung hat oder nicht versteht.
Im Wald steht eine Bretterbude an der Brückenmaut entrichtet werden muß. Dann führt der Weg über einen Damm und eine Staumauer, die dem Magirus links und rechts je etwa 10cm Platz zum Geländer läßt. Entgegen kommende Kraftfahrzeuge werden per Funk angehalten, aber Fahrradfahrer quetschen sich noch an uns vorbei.
Der Grenzübertritt nach Nepal ist der lockerste den wir auf der Reise bisher hatten.  (Ausser Österreich-Italien vielleicht) Weder der indische noch der nepalesische Zoll hat sich beim abstempeln des Carnet den Magirus auch nur angesehen, geschweige denn kontrolliert. Das Visum für Nepal kauft man am Immigration Office. Wir nehmen Visa für 15 Tage und zahlen 25 US Dollar pro Person. Bei Bedarf kann man es für 2 Dollar/Tag verlängern oder man zahlt 5 Dollar/Tag Strafe, wenn man es vergisst.

Jetzt sind wir also in Nepal! Das ist abgefahren. Der Autoverkehr ist deutlich geringer als in Indien und erst mal  wesentlich stressfreier. Auf dem ersten Blick erscheint uns alles viel weniger vermüllt. Viele Menschen leben in einfachsten Lehmhütten mit  Strohdächern. Nur wenige Häuser sind aus Stein.
Wir befinden uns im Terai, das ist der schmale Streifen im Süden von Nepal. Es ist flach und sehr grün, die Kornkammer des Landes. (Oder besser Reiskammer)
Der sehr schöne und gut ausgebaute Mahendra-Highway, auf dem wir unterwegs sind führt von der Grenze nach Osten, bis Kathmandu sind es ca. 800 Kilometer.
Die nur 150 Kilometer bis zum Bardia Nationalpark schaffen wir locker. Obwohl die Sonne mal wieder zu früh unter geht und wir in Dunkelheit das Jungle Base Camp erreichen. Das ist eine Lodge, die wir aus Internetberichten kennen. Am Eingang des Parks stehen Guides und versuchen die wenigen Touristen zum Besuch ihrer Lodge oder ihres Hotels zu überreden. Die letzten 10 Kilometer zum Camp sind kaum für so große Fahrzeuge gemacht und würden uns die Guides nicht mit dem Mopped voraus fahren, würde ich wieder wenden. Eine kleine Holzbrücke knarrt leise beim befahren aber die Balken sind natürlich aus Superholz, daß 100 Jahre hält. Wir sind die einzigen Gäste im Camp. Es gibt kaltes Bier und Kerzenlicht. Aus dem Dunkel des Urwalds tönen unbekannte exotische Geräusche. Für Morgen planen wir eine Expedition in den Dschungel.
Entweder zu Fuß, auf dem Elefanten, im Jeep oder mit dem Gummiboot (Rafting).
Hukum vom Base Camp wird für Morgen etwas organisieren.

20.10.2008
Normalerweise rasiere ich mich alle paar Tage naß. Das macht im Auto weniger Schweinerei als der elektrische Barthaarschneider. Ausser wenn wir mal wieder einen Grenzübergang haben, wie Gestern. Dann lasse ich den Bart etwas länger stehen, daß es besser zum Bild im acht Jahre alten Pass passt.
Während ich im Magirus-Bad stehe und mich rasiere, beobachte ich wie die kleine Naturbrücke zum Camp repariert wird, die Gestern unter dem Gewicht des Magirus  zusammengebrochen ist. Dafür entschuldige ich mich bei Hukum, aber er wehrt ab.
Nein, nein, das sei sein Problem. Irgendwo hat er Recht, er wollte uns unbedingt in seinem Camp haben.
Den größten Teil des Tages verbringen wir mit lesen und warten. Über dem Bett installiere ich einen 12V Autoventilator. Neben dem Camp ist ein 'Elefantenparkplatz'. Jedenfalls steht dort unter einem Dach ein magirusgrosser Elefant und frisst. Die lokalen Kinder bewundern mit großen Augen den Magirus, wir den Elefanten. Der Preis für eine geführte Tour in dem Park ist uns zu hoch. Am Nachmittag treffen zwei Frauen aus Frankreich im Camp ein, von Hukum und seinem Helfer auf Moppeds angeliefert.
Wir einigen uns auf eine Rafting Tour für den nächsten Tag zu viert. Das halbiert fast den Preis. Am Abend haben wir unser 'Briefing'. Hukum erklärt uns auf einer Schautafel wohin wir Morgen fahren. Was wir mitnehmen sollen und welche Kleidung wir tragen sollen.
Bei der Sicherheitseinweisung wird erklärt wie man sich in Gefahrensituationen verhalten soll. Falls wilde Tiere angreifen gilt Folgendes:  Bei Elefanten im Zickzack wegrennen und an Bäumen irgendwas liegen lassen. Der Elefant denkt dann man wäre auf den Bäum und findet Einen nicht. Oder man rennt in ein Gebiet mit größen Steinen, denn Elefenten können dahin nicht folgen.
Bei Nashörnern am besten hinter einem Baum stehen bleiben. Die können sehr gut riechen aber fast nichts sehen. Nach drei Versuchen den Baum zu rammen geben Nashörner normal wieder auf und man ist sicher.
Tiger sind so schüchtern, die sieht man normalerweise nicht. Wenn der Wind ungünsig steht und der Tieger den Menschen nicht riecht, können Tiger überrrascht werden. Dann kann man sie sehen. Nicht wegrennen sondern langsam rückwärts gehen. Und der Tiger geht weiter.
Wir sind sehr gespannt auf Morgen.

21.10.2008
Um 6:30 geht der Geländewagen flußaufwärts zum Startplatz unserer Raftingtour. Nach 5 Metern schreit Hukum: "Elefant, Elefant on the right - you got lucky!" Der angekettete Arbeitselefant auf dem Nachbargrundstück wird in der Tat der einzige Elefant sein, den wir sehen werden. Es ist bitterkalt und der Fahrtwind kühlt noch mehr.
Am Eingang des Parks, bei der riesigen Hängebrücke wird das Boot aufgepumpt und die Tour geht los. Der Kamali River ist breit und fließt recht langsam. Die Stromstellen sind total lasch, also doch eher eine Gummibootfahrt. Das Boot ist bequem und stabil.
Tiere sind heute kaum unterwegs. Wir entdecken ein Krokodil am Strand. Die erste Exkursion an Land bleibt ohne Tierkontakt. Später sieht Hukum einen Elefanten der aber im Busch verschwindet. Zum Mittagessen sitzen wir an einem Fluß, der gefälligt von wilden Tieren zum saufen besucht werden soll, wir müssen immer ganz leise sein. Nach fast einer Stunde warten sehen wir ein Reh und das war's. Einen Tiger zu sehen erwarten wir sowieso nicht, aber ein Elefant wäre schön. Mittlerweile ist es ganz schön warm.
Am Nachmittag klettern wir auf einen Holzturm und können nach einer halben Stunde warten zwei Nashörner beobachten, die den Fluß überqueren und dann gemütlich grasen.
Zurück am Camp gehen wir sofort rüber auf das Nachbargrundstück und machen ordentliche Fotos vom Elefanten. Wir sind schließlich im Dschungel!

Nach dem Abendessen in der Lodge erzählt Hukum spannende Geschichten von Tiger und Elefant. Danach fallen wir hundemüde ins Bett. Die Sonne hat uns zermürbt.

22.10.2008
Nach dem Eintrag ins Gästebuch verabschieden wir uns vom Base Camp und zerstören fast wieder die kleine Lehmbrücke vor seinem Eingang.
Bis wir auf dem
Mahendra-Highway sind vergeht wieder fast eine Stunde. Auf der Fahrt durch die Pufferzone des Bardia Nationalpark kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. Die Menschen leben in einfachsten Verhältnissen auf engem Raum mit dem Vieh zusammen. Im Strassengraben baden Ochsen bis zum Hals im Wasser. Das Getreide wird von Hand gedroschen und mit handkurbelbetriebenen Ventilatoren wird die 'Spreu vom Weizen' getrennt.
Die Kinder winken freundlich und rufen "Bye Bye!" wenn wir vorbei fahren. Die strohgedeckten Lehmhütten sehen so romantisch aus. Fast kommt es uns vor wie ein übergrosses Fantasialand. Nach Armut und Elend sieht das nicht aus - nur eben 100 Jahre zurück.
Wie romantisch die Menschen ihren Alltag empfinden, können wir aber nicht beurteilen.

Ausser Auto fahren steht für heute noch Lebensmittel einkaufen auf dem Programm. In den Ortschaften gibt es genug kleine Geschäfte. Die sind kaum größer als ein Kiosk. Supermarkt oder Tante-Emma-Laden sucht man vergeblich. Wasser können wir kaufen aber Bier ist sehr teuer. Wir bekommen das Gefühl nicht los übers Ohr gehauen zu werden. Brot finden wir auch nicht. Dani ist für die Brotsuche bei Ortsdurchfahrten zuständig. Uwe versucht niemanden mit dem Magirus umzubringen. Zum Glück haben wir noch Knäckebrot dabei.
Immer spät dran zu sein nervt. Darum stecken wir uns für heute kein Ziel und wollen direkt am Highway übernachten.
Ein kleiner Weg in den Urwald direkt an der Strasse ist unser Platz für heute. Zur Sesamstrassenzeit wird zu Abend gegessen und um 19:57 liege ich im Bett.
Dani um 20:06 (was macht die immer so lange im Bad?) Dafür können wir morgen ja mal früh raus, oder?

23.10.2008
In der Nacht habe ich von Schlangen geträumt, vermutlich weil wir im Urwald parken. War aber nicht so schlimm wie der Traum vor einigen Tagen, als das Ersatzrad und der Dieseltank geklaut wurde. Das war echt Albtraum.
Um kurz vor sechs entdeckt uns ein vorbei fahrendes Auto. Die Leute fummeln kurz am Magirus rum und fahren dann weiter. Dafür sind wir aber wach und kommen heute schon um sieben (!) Uhr los. Noch eine Weile fahren wir im Gebirge, dann kommt ein  kurzer Wald und wieder Reisanbauflächen. Nächstes Ziel ist Lumbini, Buddha's Geburtsort. Das Areal mit Tempeln aus
verschiedenen Ländern ist noch eine Baustelle, einige Tempel sind aber schon zu besichtigen.
Seit dem Besuch des chinesischen Tempels haben Dani und Uwe bunte Wollfäden am Handgelenk. Einen Messingbuddha haben wir auch. Mitbringsel aus Nepal.
Über Butwal geht es wieder in die Berge Richtung Pokhara. Ein Idiot im winzigen japanischen Kleinwagen überholt auf der letzten Rille in den Gegenverkehr, daß er beinahe mit uns zusammen kracht. Glücklicherweise kann ich ihn ein paar Kurven später einholen und zusammen brüllen. Das hat er bestimmt noch nie erlebt. Natürlich ist das völlig sinnlos, tut mir aber gut. Das Hotel in Tansen ist nicht zu finden, ist entweder geschlossen oder das Hinweisschild zu klein.
Darum haben wir wieder in einer Kurve übernachtet. Diesmal mit drei Bäumen. Viel freie Fläche zum Parken ist ja nicht zu finden im Gebirge. Entweder ist da Berg, Strasse oder Reisfeld.

24.10.2008
Beim Haare waschen finden wir raus, daß unsere neuen Wollfäden abfärben. Mal sehen wie lange ich meines noch dranlasse. Links habe ich jetzt noch einen Verband am Handegelenk. Gestern bin ich von einem Tier gestochen worden. Heute ist das Handgelenk ganz geschwollen. Das ist das echtes Wildlife. Nicht Nashörner gucken.
Heute fahren wir erst um 8h los, denn es sind nur 90 Kilometer bis Pokhara. Das schaffen wir locker.
Wir sehen winzige Ortschaften mit Bretterbudengeschäften und schöne Täler in denen Reis angebaut wird. Die Terassen sind kunstvoll in die Berge gearbeitet. Kein Meter wird verschenkt. Wir fahren sehr langsam, denn es gibt viel zu sehen.
Ausserdem möchten wir gerne überleben. Jetzt ist die Strasse schon mal echt zweispurig und trotzdem fahren die Q (Überlandbusse) immer auf der Mitte der Strasse. Egal ob sie müssen oder nicht.
Pokhara ist sehr touristisch. Die Hälfte der Menschen rund um den See sind Touristen mit Rücksack. So viele weiße Menschen haben wir seit Wochen nicht mehr gesehen. Das Warenangebot in den Geschäften ist dem entsprechend groß. Die Campingwiese am See ist nur noch so eine Art Parkplatz. Wir möchten aber Wäsche waschen und es soll im Dorf Pame einen Campingplatz geben. Da fahren wir hin. Es sind noch zwei weitere Fahrezeuge da. Aus Belgien ein Rundhauber und ein Land Rover aus Frankreich. Warme Duschen und Strom gibt es auch.

25.10.2008
Unsere Gehirne dürfen mal einen Tag im Leerlauf arbeiten. Wäsche waschen, Geschirr spülen, Bilderbericht fertig machen, Ölstände kontrollieren, lose Schrauben fest ziehen und Nebelscheinwerfer reparieren. Ein wenig lesen und schreiben. Ein ganz normaler Stehtag.
Nach Einbruch der Dunkelheit gehen im Tal und an den Hängen die Lichter an. Ein ähnliches Bild wie in den Alpen. Dann ist plötzlich alles dunkel wegen Stromausfall. Das sieht vielleicht lustig aus. Nur die Sterne und der brennende Müllhaufen spenden noch Licht. Das ganze Tal wird immer ein und ausgeschaltet.
Wir campieren inmitten von Reisfeldern. Der Hausberg von Pokhara soll einen schönen Ausblick auf der 8000er bieten, wenn das Wetter mitspielt. Da wollen wir morgen hin.


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