Teil 8  Taftan (PK) bis Amritsar (IN)

  REISEBERICHT  2008      Pakistan



06.10.2008 (Tag 2 in Pakistan)

Um 6:30 aufgestanden. Denn um 7h wollten wir los fahren. Viel zu früh, da ist es noch dunkel. Um 7:30 ist es hell genug und wir düsen los. Im Zollhof fotografieren wir noch ein paar LKW.
Auf der N40 geht es nach Osten. Unsere ersten km in Pakistan. Wir sind aufgeregt und glücklich. Bis Dalbandin ist die Strecke super zu befahren. Mit 70 - 80 km/h kommen wir zügig vorran. Nach wenigen km treffen wir auf eine Strassensperre. Die kann man nicht auslassen weil ein Stahlseil über die Fahrbahn hängt. In einer Lehmhütte müßen Fahrer und Beifahrer die persönlichen Daten in ein Buch eintragen. Name, Kfz Nummer, Passnummer, Start und Ziel, es ist nicht einheitlich. Insgesamt sechs mal  müssen wir den Quatsch mitmachen. Die Soldaten sind aber immer freundlich. Meist bekommen wir Wasser und Tee angeboten und sollen Bilder machen. Nur die Stellung mit den Sandsäcken darf ich nicht fotografieren. Schade. Uns kommen einige pakistanische LKW mit unglaublichen Verzierungen entgegen. Die Fahrerhäuser und Pritschen sind über und über mit Lampen, Glitzer, Blechen und Gemälden verschönert. Wir kennen diese Bilder von Reiseberichten, haben uns aber immer vorgestellt das war früher einmal. Heute baut doch keiner seinen neuen LKW auf diese Weise um. Doch, die Pakistanis tun das.
In Dalbandin tauschen wir Geld. Dazu parke ich den Deutz auf der engen Hauptstrasse und Dani geht mit 100 Euro in einer Seitenstrasse in die Nationalbank. Auf der Strasse sind nur Männer. Taliban? Nur ein paar Minuten bin ich alleine, aber es ist ein komisches Gefühl. Wenn sie jetzt entführt wird sind die 100 Euro weg und der Pass mit dem Stempel vom Magirus.
Sie bekommt aber nur 50 Euro getauscht. Den Rest sollen wir in Quetta tauschen.
Im Zollhof von Dalbandin machen wir Mittagspause. Kurz nach Dalbandin wird die Strasse einspurig. Bei Gegenverkehr muß der Gegner oder ich in den Staub. Die Fahrweise ist besser als in Iran. Nicht ganz so hirnlos und agressiv.
Die Strassen sind hier viel schlechter. Zum Teil erinnert uns der Weg an die Pisten in Nordafrika. So richtig mit Wellblech. Das schlimmste sind aber die speed bumps (Bremshubbel). Als wäre der Schotter und Schlaglöcher nicht schlimm genug, sind alle paar Meter kleine Wälle aus Dreck aufgehäuft. Die sollen verhindern daß man zu schnell fährt. Unglaublich.
Es geht durch Wüstenlandschaft. Ab und zu ist etwas Sand auf die Fahrbahn geweht. Die pakistanischen Lastwagenfahrer winken sich die Finger von der Hand. Leider kommen wir bei Dämmerung in Quetta  an. Das wollten wir eigentlich vermeiden, weil viele Fahrzeuge ohne Licht unterwegs sind und man die Strassenschäden so schlecht erkennen kann. Wir sind vom fahren in der Dunkelheit gewarnt worden. Insgesamt habe ich elf Stunden am Steuer gesessen. Das war zu lang. Bei der Rückfahrt würden wir die Strecke auf zwei Tage aufteilen. Wir sind ziemlich kaputt.
Trotz Dunkelheit finden wir das Bloom Star Hotel. Wie erwartet passt der Deutz nicht durch die Hoteleinfahrt. So bleiben wir vor dem Tor stehen. Wir treffen einen Indienfahrer aus Österreich und essen zusammen im Restaurant. Gegen Gebühr benutzen wir die Dusche in einem der Zimmer. Zu teuer und ein Dreckloch. Tut trotzdem gut. Morgen sehen wir weiter

7.10.2008 (Tag 3 in Pakistan)

Wir schlafen bis 9:00. Es ist zwar laut auf der Strasse aber wir schlummern immmer wieder ein. Im Hotel frühstücken wir für unter 2¤, dann unternehmen wir einen kurzen Ausflug in Quetta. Wie empfohlen suchen wir die Tourist Info im Hotel Muslim wegen der Route auf und kommen genau so schlau wieder raus.
Ohne Polizeieskorte fahren wir Richtung Ziarat los. In Bostan den Abzweig verpasst und 17km Richtung Kandahar in Afgahnistan gefahren, wiedergewendet. Die Strasse erst mal etwas besser. Dann kommen immer wieder Baustellen. Da die Brücken noch nicht fertig sind, führt ein Schotterweg immer durch das Flußbett, was viel Zeit kostet. Von Zeit zu Zeit gibt es Polizeikontrollen die uns aber weiter fahren lassen. Keine Spur von Eskorten Plicht. Im Qila Saiful stehen wir vor der Entscheidung die große Strasse nach Zhob zu nehmen, was wir aber bis zur Dunkelheit warscheinlich nicht erreichen werden. Oder über 70km auf der kleineren Strasse nach Loralai, was wir zur Sicherheit auch machen. Die Route führt malerisch die Berge hoch und über eine schöne Hochebene. Daß die Strasse zur single track road wird ist mir egal bei dem geringen Verkehr. Nach einem Abzweig wird der Verkehr aber stärker und der Kampf um die cm Asphalt werden härter. Bis zum letzten Meter bleiben die entgegen kommenden Fahrzeuge in der Mitte der Strasse. Im letzten Augenblick wird ausgewichen. Das ist mit Linkslenkung bei Linksverkehr nicht so angenehm weil man die Abstände nicht so exakt einschätzen kann. Es ist wie ein Spiel. Sind die entgegen kommenden Autos kleiner kann ich in der Mitte bleiben. Der Andere muß in den Dreck. Bei gleich großen Fahrzeugen müssen meist beide Parteien in den Dreck oder auf das Bankett. Am angenehmsten ist, wenn beide Fz mit einer Spur rechtzeitig zur Seite fahren. Bei entsprechenden Neven und Platz kann man es schaffen daß das gegnerische Auto komplett im Dreck ist und man selbst auf der Teerdecke bleibt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis das schief geht und so ist es dann auch.
Ausgerechnet einem kleinerem Gegner weiche ich aus weil er schwer beladen ist. Bin gutmütig und lasse ihm die halbe Fahrbahn, in der Erwartung daß er auch zur Hälfte in den Dreck fährt. Aber der Fahrer wittert seine Chance auf dem Teer zu bleiben und unsere Autos krachen aneinander. So ein Mist. Ich mach ihm Platz und er fährt mir in die Seite. Eine Stinkwut habe ich, (Dazu muß man wissen daß wir stundenlang bei Hitze unter Zeitdruck auf von holperigen Baustellen und von unsinnigen speedbumps durchgeschüttelt werden.) halte an und steige aus. Als erstes sehe ich mir die rechte Seite des Magirus an. Nur Kratzer am Kotflügel und  Schleifspuren an den Reifen. An dem Kleinbus sind einige Blechteile verbogen. Ob das von eben ist oder schon alt kann ich nicht sagen. Der Bus hat auch angehalten und die Beifahrer sind ausgestiegen.
Ohne lang zu überlegen schreie ich rüber zum Bus. Die können das bestimmt nicht verstehen aber der Tonfall sagt alles. Dann renne ich auf den Bus zu und die Beifahrer gehen zur Seite. Den Fahrer schrei ich noch mal an und er sieht aus als ob er Angst vor mir hat. Das ist gut, ich denke die Schuldfrage ist geklärt. Die Beifahrer steigen ein und der Bus fährt weiter. Ich gehe zurück  zum Magirus und sage zu Dani: "Alles halb so schlimm, das ist nur ein Kratzer."
Wir machen noch Fotos von Bremsspur und Kratzer und fahren dann weiter. Die Autos, die von nun an entgegekommen müssen dafür bluten. Alle müssen in den Dreck. Egal ob 20t LKW oder Mofa. Provokativ bleibe ich in der Mitte und fahre ganz langsam. Zur Not bis zum Stillstand. Typisch deutsch erzieherisch eben. Bin auch nur Mensch.

Recht bald sind wir in Loralai, wo wir übernachten wollen. Man sagte uns wir sollen ein Hotel oder Polzeistation aufsuchen. Am Ortseingang sehen wir das Schild Tourist Lodge und wir haben einen genialen Plan. Wieso zur Polizei? Da bekommen wir Morgen bestimmt die ungeliebte Eskorte mit auf den Weg. In der Lodge merkt keine Autorität, daß wir in der Stadt sind und wir können morgen ungestört weiter. Können wir ja nicht wissen, daß wir damit genau in ein Wespennest stechen. Daß am Eingang der Lodge (also Hotel) ein Polizist mit Gewehr steht finden wir normal.
Der Polzist hält das Kabel über der Einfahrt hoch und wir sind im Hof. Der Manager fragt ob wir ein Zimmer wünschen. "Nein wir schlafen im Auto." "Kein Problem"
Als wir Kaffee trinkend und rauchend vor dem Auto sitzen kommt ein Toyota Land Cruiser Geländewagen auf das Gelände gefahren. Der Polizist am Eingang steht stramm wie eine Eins. Männer mit ordentlichen Kleidern steigen aus. Einer fängt an das Auto abzuwischen. In Pakistan! Nach Minuten kommen noch zwei zivile Land Cruiser. Männer mit ordentlichen Kleidern und Gewehren steigen aus. Keiner nimmt Notiz von uns. Wo sind wir hin geraten?
Bald kommen die Männer, Soldaten oder Polizisten, und halten smalltalk. Wir reden über Deutschland, Hitler, Fußball, Kahn, Lehmann... Auf einer  Uniform steht ANTI TERRORIST UNIT. Die Stimmung ist lässig. Eigentlich bin ich dabei Schrauben an Dani's Sitz fest zu ziehen, denn der quitscht seit einigen Km.
Auf einmal schmeißen die Soldant ihre Zigaretten weg, zerren sich ihr Barret auf den Kopf und rennen weg, wie um ihr Leben. Ein fröhlich ausschauender Herr im braunen Gewand erscheint und begrüßt uns. Alle anderen Männer stehen in einiger Entfernung. Wir wechsel ein paar Sätze. Woher, wohin und so weiter. Dann zischt er etwas zur Seite und ein gepolsterter Stuhl wir gebracht und ungefragt neben unsere Klappstühle gestellt. Möchten wir Tee? Ein kleiner Tisch wird gebracht und kurz darauf Tee mit drei Tassen. Zwei keine für Dani und mich, eine große für den Chef. Er ist der Polizeichef der Region und übernachtet heute hier im Government Guest House.
Eine angenehme Unterhaltung entsteht. Er ist der Neffe eines ehemaligen Präsidenten von Pakistan. Er wohnt in Lahore und gibt uns seine Mobilnummer. Wir sollen ihn anrufen wenn wir in Lahore sind und dann sollen wir ihn besuchen.
Wollt ihr Obst? Wir haben hier jede Menge Obst. Nein, nicht nötig. Doch, doch, Äpfel oder Bananen? Och, Bananen wären ganz lecker. Ein Land Cruizer düst davon. Er war auch schon in USA. Seine Töchter leben dort. Ob wir wissen wer das Word Trade Centre in New York zerstört hat? Nein, woher auch. Die Medien sagen Osama Bin Laden war das. Der CIA hat die Tower zerstört um einen Grund zu haben Afganistan zu erobern. Was ist wahre Grund für das Ganze? Öl natürlich, wir einigen uns auf Öl. Dann wechselt er das Thema und fragt nach dem Wetter in Deutschland. Er ist schlau, denke ich. Der Land Cruizer kommt zurück und eine Tüte mit Apfel, Trauben und Bananen landet auf dem kleinen Tisch. Auf dem Gelände ist es stockfinster, denn die Sonne ist weg und der Strom ist ausgefallen. Der Polizeichef und wir sitzen im Licht von den Magiruslampen. Eine Einladung zum Abendessen können wir abwimmeln. Aber er wird dafür sorgen daß wir unterwegs keine Probleme bekommen, er wird unser Kennzeichen weiter geben. Das ist aber nett. Er zieht sich jetzt zurück. Wir bieten dem Polizeichef von unseren Teelichtern an, denn es ist ja dunkel im Guest House. Er leht mehrfach das Angebot ab und nimmt dann alle sechs Stück. Er verschwindet im Gebäude und eine Minute später ist der Strom wieder da.
Zehn Minuten später rauscht ein Toyota Pickup auf den Hof. Soldaten springen ab. Ein Mann im Gewand (Poliziechef von Loralai) rennt ins Gebäude.
Nach einigen Minuten kommt er zu uns und fragt wie wir hierher gekommen sind und warum seine Polizeidienststelle nichts davon weiß. Er hat eine Anschiß bekommen, denken wir uns.
Man hat uns gesagt wir können frei reisen und sollen nur zur Nacht in Hotels oder Polizeistationen gehen. Haben wir doch auch gemacht. Ja wir haben nichts falsch gemacht es ist nur so daß sein Chef gesagt hat er soll für unsere Sicherheit sorgen.
Jetzt haben wir die Eskorte. Er schicke Jemanden vorbei der unsere Daten aufnimmet. Dreißig Minuten später zwei Polizisten da und nehmen vorwurfsvoll die Daten auf. "Read This!" Einer (David*) hält mir ein Rundschreiben "Travelling Rules for Journalists." zum lesen hin. "We are tourists, not journalists." entgegne ich. Der Andere lässt schnell den Zettel verschwinden.
Wir entschuldigen uns gegenseitg für unsere entstandenen Unannehmilchkeiten und verabreden uns für Morgen früh 9.00 Uhr. Es geht mit Polzeieskorte nach Multan.
Pakistan ist wirklich aufregend.

*David: Name frei erfunden.

8.10.2008
(Tag 4 in Pakistan)

Nach der angenehm ruhigen Nacht fülle ich Bremsflüßigkeit nach. Die Kontrollleuchte ist gestern ein paar mal angegangen. Die Schrauben am Beifahrersitz sind wieder fest, so daß Dani nicht mehr quitschten muß beim fahren . Um 9:15 sind wir  abfahrbereit. Neben dem Magirus steht ein Polizist, den ich noch nie gesehen habe. "Good Morning, are you our escort?" "Yes" "Can we start now?" "Yes." "Where is your car?" "Yes" "Is the moon made of cheese?" "Yes."  Das ist nicht unsere Eskorte.
Für einige Minuten denken wir es geht ohne Eskorte weiter, aber um 9:25 steht ein Toyola Pickup vor dem Tor. Mit Blaulicht und zwei Polizisten mit Kalschnikow auf der Ladefläche fahren wir durch Loralei. Das fahren im Gewühl klappt ganz gut. Dann reißt der Kontakt zum Polizeiwagen etwas ab, weil ich keine Menschen überfahren will und eine kleine Lücke entsteht. Ein Pickup Fahrer der sich neben uns geschoben hat, wittert die Chance des Jahres und sticht in die Lücke. Dabei verhakt sich eine Rammstange seines Aufbaus mit der Stoßstabge des Magirus. Es entsteht dieses schlimme Metall auf Metall Geräusch. Der rechte Teil der Stossstange ist total verbogen. Der Scheinwerfer steht so nach oben, daß wir damit den Mond anstrahlen können.
Altes Programm. Suche den Depp von Fahrer und will ihm an den Kragen. In der Hoffnung daß die Polizei das auch so sieht, daß ich nicht schuld bin. Doch ich werde wieder ins Auto geschickt, mache aber noch Beweisfotos.
Statt nach Multan geht es erst mal auf die Polizeistation. Das wird dauern. Multan erreichen wir heute auf keinen Fall mehr.
Der Chef der Polizeistation ist ein großer Mann mit drei Sternen. Er lässt sich den Fall schildern und den Schaden zeigen.  Er wirkt sauer, daß die Touristen jetzt in seinem Zuständigkeitsbereich einen Unfall haben. Dani und ich werden in einen Raum gebeten, wo der Fahrer des Pickup und zwei Andere in der Ecke stehen
und warten, wir sollen uns setzen. Sekunden nach uns betritt der Chef den Raum und fängt an auf den Fahrer einzuschlagen. Dani und ich sollen den Raum verlassen und werden in den Nebenraum geführt. Durch die offene Tür können wir hören wie der Fahrer verprügel wird. Auch wenn ich eine Wut habe, das hat er nun nicht verdient. Würde ich auch verprügel werden wenn der Mob mich beschuldigt hätte? Glaube ich nicht. Bin doch Gast im Land...
Der Polizeichef ist ganz ausser Atem von der Prügelei. Unsere Namen werden aufgeschrieben und ich soll sagen wie hoch mein Schaden ist. Was weiß denn ich? In Deitschlana würde so eine Reparatur viele Hundert Euro kosten, aber hier? 
Einfach so sage ich 2000RPS. (Das sind 20¤. So viel habe ich mal in Damaskus einem Busfahrer gezahlt, der mir in den Magirus gefahren ist. Er war zwar schuld, hatte aber den Schaden, also soll ich bezahlen. Logisch, oder?)
Durch das Fenster sehe ich wie ein älterer Mann mit Turban und rotem Bart das Geld für den Schaden bezahlt. Wir müssen noch Tee trinken und danach sind wir frei.

Bis Multan kommen wir heute also nicht mehr. Wir können froh sein wenn wir es bis Dera Gazi Kahn schaffen. Alle paar Kilometer, wenn der Zuständigkeitsbereich endet bekommen wir eine neue Eskorte. Bis zu einer Honda mit zwei Mann incl. Gewehr. Die fährt so langsam daß ich überlege zu überholen. Mitten auf der Strecke hält der Fahrer an. Sein Bezirk sei hier zu Ende und ab hier sei die Gegend sicher. Aha, der Polizist hat extra so langsam gemacht daß der Rotbärtige mit Turban Zeit hat was zu organisieren. Gleich kommt eine Strassensperre und unsere Eskorte ist weg. Dann bekommen sie ihre 20¤ eben wieder. Als nach zwei km die Strasse endet und übler Schotterweg anfängt, ist mir klar warum die Honda nicht weiter sollte.
In diesen Baustellen kommen wir nur langsam vorwärts. Hoffendlich reicht die Zeit noch bis Dera Gazi Kahn. Wir verlassen Belutschistan über einen schönen Pass und sind in Punjab. Wieder mehr Vegetation und sehr klebriges Wetter.
An einem Polizeiposten heisst es, wir können nicht bleiben. Dera Gazi Kahn ist für Ausländer gesperrt, weil zu gefährlich. Wir sollen bis Multan durch fahren.
Das ist mir aber zu gefährlich. In der Nacht bei den schlechten Strassen und den unbeleuchteten Chaoten auf der Strasse. Wir wollen gleich hier übernachten, am Polizeiposten, die Sonne geht grade unter.
Aber sie locken uns weg, mit dem Versprechen uns jetzt doch bis Dera Gazi Kahn zu lassen. Ruckzuck sind wir auf dem Weg nach Multan und die Polizei lässt nicht mit sich reden. Unser Verhandlungsspielraum ist gering. Sie sind bewaffnet, wir nicht.

Bei totaler Dunkelheit überqueren wir den Hindus und sehen nicht mal das Wasser unter uns. Eine Schande. Einmal machen wir eine halbe Stunde Pause. Gegen Mitternacht sind wir in Multan.
Direkt vor das Casino auf dem Gelände der Polizei werden wir gestellt. Zur Begrüßung bekommen wir eine Flasche Pepsi mit rosa Plörre gebracht. Milch mit Kohlensäure und pappsüß. Dani kozt fast aber ich bin tapfer und trinke leer. Totmüde fallen wir ins Bett. Pakistan ist der Hammer. Das ist das härteste was wir bisher erlebt haben.

9.10.2008
(Tag 5 in Pakistan)

Um 9:45 werden wir auf die Abfahrt um 10h hingewiesen. Wir sind abfahrbereit. Mit unserer Eskorte besichtigen wir das Mausoleum von Bahauddin Zakaria Multan. Das ist aussergewohnlich, denn Pakistan ist eigentlich vorwiegend von Moslems bewohnt, sagt man uns.
Die Eskorten wechseln immer wieder ab. Das geht während der Fahrt und hat den Vorteil daß man sich den Weg nicht suchen muß. Man kann sich auch jeden Mist schön reden. Trotzdem sind immer alle sehr freundlich. Zeitweise verlieren wir auch mal die Eskorte wenn deren Timing nicht passt. Plötzlich sind sie wieder da. Dann wieder weg.
Einen Schrecken kriegen wir als ein Mann wie tot auf der Überholspur liegt. Keine Ahnung was da los war.
Lahore scheinen wir vor Sonnenuntergang zu erreichen. Der Jello Park ist in der Stadt ausgeschildert, aber nicht mehr 300m davor. Daher suchen wir wieder so lange bis es dunkel ist. Grrrr.  Das Resort neben dem Park ist aber sowieso im Umbau, als geschlossen. In einem Hotel an der Canal Bank Road machen wir "Hotelcamping". Wir stehen auf dem Parkplatz und dürfen die Dusche in einem der Zimmer benutzen.
Da der Besitzer kein englisch spricht (ausser "one minute please") wird ein befreundeter Student gerufen der übersetzt und sich ungefragt um alles kümmert (Bis mit in die Dusche rein). Er ist jetzt unser Freund, jedenfalls nennt er uns so. Wie lästig.
Während wir duschen ist Stromausfall. Sofort kriegen die Hotelgäste eine brennende Kerze auf das Zimmer gebracht. Nach dem duschen setzen wir uns vor waidwunden Deutz und bedauern seine verbogene Stossstange. Wir arbeiten an einem Plan.
Eigentlich denken wir der Tag ist jetzt vorbei, doch dann kommen Leute. Wir unterhalten uns und ehe wir uns versehen machen wir einen Spaziergang, essen ein ungewolltes, halbaufgetautes Eis, das man uns aufzwingt und landen im Haus unserer Gastgeber. Wir müssen zwei Fotoalbenmit Hochzeitsbildern (kurz Stromausfall) gucken. Und Fragen nach Details unserer Hochzeit beantworten.
In islamischen Ländern sind wir immer verheiratet. Daß wir keine Kinder haben ist schlecht. Vielleicht erfinden wir welche. Hm. Wir brauchen Kinderfotos.
Dani bekommt Kleider geschenkt und sieht richtig super darin aus. Von einem der Brüder bekomme ich die Zukunft aus der Hand gelesen. Ohne in die Einzelheiten zu gehen. Sie wird gut.
Ich tippe noch lange am Bericht. Draußen ist wieder der Strom weg.

10.10.2008 (Tag 6 in Pakistan)
Die Nacht war fürchterlich. Ganz schwül und wir haben Moskitos im Auto die sich nicht töten lassen wollen. Die Wachmänner auf dem Gelände blasen die ganze Nacht in der Trillerpfeife. Warscheinlich, daß sie sich nicht gegenseitig versehentlich erschießen. Ab vier plärrt der Muzzein aus seinem schrecklichen Lautsprecher. Am Morgen sind die Familie wieder präsent. Der Vater stellt sich vor, der den gestrigen Besuch leider verschlafen hat. Jeder in der Familie hat super Pläne, was wir mit unserem letzen Tag in Pakistan anfangen können. Zum x-ten mal sagen wir, daß die Stossstange repariert werden muß, und wir dann zur Grenze nach Indien fahren. Wagah Border genannt.
Der jüngste Bruder hat Zeit und fährt mit uns im Magirus zu einem Freund, der eine Werkstatt hat. Der soll die verbogene Stossstange reparieren. Einfach mit dem großen Hammer drauf schlagen geht nicht. Soweit sind wir in drei Minuten. Das Nummernschild wird abgeschraubt. Die verformten Stellen werden mit dem Schweißbrenner erhitzt. Mit Hammer und Kettenzug kommt die Stossstange wieder in die angenäherte Ausgangsposition zurück. In der Zwischenzeit entsteht eine große Besuchermenge um die Baustelle, ist aber ok. Dani macht Blödsinn mit den Kindern.
Um das Scheinwerferglas habe ich Angst, das hätte ich vorher ausbauen sollen.
Am Ende wird noch schwarze Farbe drauf verteilt. Für eine notdürftige Reparatur nicht schlecht. Nach etwas verhandeln bezahle ich 500rps etwa 5¤. Der jüngste Bruder überredet uns noch zu einem Besuch im Basar. Etwas Zeit haben wir ja noch. Wir fahren fünf Minuten zum Basar und parken vor den tief hängenden Stromkabeln.
Jetzt sollen wir im Stoffladen etwas kaufen, denken wir, doch weit gefehlt. Wir sollen helfen in Deutschland eine Filiale auf zu machen. Sie würden gerne Geld in ein Geschäft investieren, bekommen aber kein Visum. Jetzt soll ich der Sponsor sein. Nach ewigem Hände schütteln dürfen wir gehen und machen uns auf zur Grenze nach Indien.
In Wagah stehen wir am PTDC Hotel im Zollhof. An der Grenze wird am Abend die Flagge eingeholt. Das ist eine riesen Show. Seit Britsch Indien geteilt wurde in Pakistan und Indien gibt es hier diese Zerenonie jeden Tag zum Sonnenuntergang.
"Superpower Pakistan" und "Lang lebe Pakistan" rufen die Pakistanis, die mit Bussen anreisen und feuern ihre Grenzsoldaten an. Die Soldaten führen eine eingeübte Choreografie auf, die sich sehen lassen kann. So arg verfeindet können die beiden Seiten gar nicht sein, wenn man das so sieht.
Morgen geht es über die Grenze nach Indien.


11.10.2008 (Tag 7 in Pakistan)
Das Programm für heute ist bescheiden. Darum lassen wir uns viel Zeit bei der Abfahrt. Um 10:30h kommen Leute vom Zoll zu unseren Stellplatz am PTDC Hotel. Wir sollen endlich kommen, sie warten schon seit 10h. Wir sind das einzige Auto das Pakistan in Richtung Indien verlässt. Das Abfertigungsgebäude ist brandneu, modern und gepflegt. In Pakistan haben wir kein besseres Gebäude von innen gesehen. Vor der Abfertigung tauschen wir Geld. 50/50 bei zwei Geldwechslern, damit sie sich nicht mehr streiten. Der eine Tauscher hatte uns gestern schon angesprochen und angekündigt, daß er morgen unser Carnet abstempeln wird. In der Tat steht der Geldwechsler (natürlich ohne Uniform) mit einem Uniformierten zusammen und bearbeitet unser Carnet. Im Gespräch mit einem anderen Zöllner der etwas deutsch kann, erfahren wir, der Geldtauscher ist schon seit Jahren beim Zoll und arbeitet halt so mit, ist aber nicht beim Zoll angestellt. Den Beamten, die in Wagah neu sind erklärt er dann wie das mit dem Carnet so funktioniert. Man weiß wirklich nie mit wen man es zu tun hat. Dafür klappt aber wirklich alles wie am Schnürchen.
Dann fahren wir durch das pakistanische Schiebetor und das indische Schwenktor bis zum indischen Abfertigungsgebäude. Das ist nicht so schön wie das von Pakistan. Da müssen die Inder aber nachlegen. Trotzdem klappt natürlich alles ganz professionell.
Ein Zollmann fragt: "Kommt noch ein Auto heute?" "Nein, wir haben kein Auto mehr gesehen." "Hm, Schade. Also letzte Woche hatte ich mal fünf an einem Tag, das war viel."
Die Zöllner zeigen uns auf unserer Landkarte wo es schön ist und legen uns Kaschmir ans Herz. Das ist total wundervoll. Sicherheitsbedenken haben sie nicht. Am Ende der Prozedur bekommen wir einen Gatepass mit dem wir das Gelände verlassen dürfen. Direkt an dem Gate werden wir von Händlern gefragt ob wir Bier kaufen wollen. So eilig haben wir es dann auch nicht.

Wau, wir sind in Indien. Das widerholen wir uns gegenseitg mehrfach auf den ersten Kilometern. Die dreißig Kilometer bis Amritsar sind unspektakulär. Die Strasse wird ausgebaut auf vierspurig - so wie drüben in Pakistan.
In Amritsar gehen wir in Mrs. Bhandari's Guesthouse, wo auch Camping möglich ist. Nach den Tagen in Pakistan, wo wir immer Zeitdruck hatten und von der Polizei geschubst worden sind werden wir uns ein paar Tage Ruhe gönnen.

Bis die Sonne ganz schief steht sitzen wir in dem wunderschönen Garten und beobachten die Tiere. Wir sind in Indien. Es ist immer noch warm.
Hm, gehen wir doch in den Swimming Pool um uns abzukühlen. Danach machen wir zwei Striche auf die Getränkeliste und nehmen zwei kalte Bier aus dem Kühlschrank. Wir setzen uns wieder in den Garten mit den vielen Streifenhörnchen und exotischen Vögeln. Wahrlich, wir sind in Indien.

12. - 14.10.2008
Urlaub in Mrs. Bhandari's Guesthouse. Ausser Magirus abschmieren und reinigen machen wir wenig Produktives.
Den Goldenen Tempel der besuchen wir aber. Es das Heiligtum der Sinkh. Das golden Buch, aus dem vorgelesen wird, wandert zwei mal täglich über die Brücke in den vergoldeten Tempel.
Um 3:15 (viel zu früh) fahren mit der Motorrikscha durch das menschenleere Amritsar und können der Zeremonie ab 4:45 beiwohnen. Um 8h fahren wir zurück zum Guesthouse und nehmen noch eine Runde Schlaf.

Morgen, am 15.10. werden wir
Mrs. Bhandari's Guesthouse verlassen und uns Indien ansehen.





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