Teil 21 Amritsar - Islamabad

  REISEBERICHT  2008/09  Indien - Pakistan

24.03.2009
Nach dem Frühstück mit Ralf und Marion packen wir unsere Sachen und begeben uns auf die letzten Kilometer. Raus aus Indien.
In Amritsar tanken wir noch mal bis oben voll und geben im Supermarkt die letzten Rupien aus. Wir sind positiv aufgeregt, mal wieder eine Grenze zu passieren.
Im Immigration Gebäude füllen wir die Ausreisekarte aus und geben die Pässe am Schalter ab. Wir sind die einzigen Reisenden auf der gesamten pompösen Grenzanlage. [...die nur so aufgebläht ist, um die pakistanische Grenzanlage zu überbieten, was aber nicht gelingt]
Der Mann hinter dem Schalter blättert in unseren Pässen. Er schaut sich das Indien Visum an und blättert dann weiter. Gibt uns die Pässe zurück und fragt:"Wo ist das Indien - Visum?" Spinnt der? Oder kann er nicht lesen?
Wir zeigen ihm das Visum und er meint das sei ja abgelaufen. [expired] Na und? Wir wollen ja auch gar nicht einreisen. Wir wollen AUSREISEN! Er muß das mit seinen Kollegen abklären, wir sollen warten. Nach 20 Minuten kommen eine Hand voll Officer und klären uns daß unser Visum abgelaufen sei und wir somit illegal in Indien sind.
So ein Quatsch. Wir sind eingereist bevor das Visum abgelaufen ist und haben dann 180 Tage Zeit, so ist das. [so ist das in fast jedem anderen Land der Welt]
Die Ausreise wird uns per Stempel im Pass verweigert. Wir müssen zurück nach Delhi, was uns einigermassen frustiert.
Beim ausparken vor dem Immigration Office müssen wir hinter einen wartenden LKW zurücksetzen. Der fährt plötzlich rückwärts und rammt uns seine Pritsche in unseren Kotflügel.
Bumm. Wir haben das kommen sehen und beide geschrien aber der Fahrer hat nicht reagiert. Jetzt platzt uns der Kragen. Dani schreit rum, der Kerl soll dafür bezahlen. Aber bei den Fahrern ist ja sowieso nichts zu holen und wir müssen jetzt nach Delhi. Blech ist verbogen, aber der LKW fährt noch.
Gleich versammelt sich eine Menge Inder und ich frage den Mob, wo der Fahrer ist. Im LKW sitzt er noch. Ich öffne die Tür, klettere in das Fahrerhaus und rede mit dem Mann in einer Sprache, die er versteht. Dann steige ich wieder in den Magirus und wir verlassen das Grenzgelände. Leider ramme ich dabei noch ein Motorrad, hoffendlich hat das kein Nachspiel. Dann will uns niemand das Tor an der Ausfahrt öffnen. Wir hören nur "Huuhrglamgaahh!" (oder so) Darum öffne ich das Tor mit der Stoßstange vom Deutz.
Die Spur unserer schwarzen Stoßstange zieht sich durch ganz Indien. Das war um drei Uhr Nachmittag's. Elf Stunden später sind wir wieder in Delhi am Nehru Park.

25.03.2009
Um unser 'Overstay' - Problem zu lösen haben wir nicht viel Zeit. Nach unserer Berechnung muß der Magirus am 8.04.09 Indien verlassen - nach 180 Tagen oder 6 Monaten. Danach gilt das Auto als illegal importiert und wird vom indischen Zoll
konfisziert. An der Grenze steht ein konfiszierter Toyoto Celica mit britischem Kennzeichen, mit dem  die Grenzer gelegentlich Spritztouren unternehmen.
Um neun Uhr stehen wir auf der deutschen Botschaft um zu erfahren was wir jetzt tun müssen. Der Inder, der die Besucher der Deutschen Botschaft abwimmelt sitzt hinter Panzerglas. Auf unsere detailiereten Nachfragen erkärt er durch sein Mikrofon daß er heute seinen zweiten Tag hat und auch nicht alles weiß. Aber wir bekommen die Adresse vom Foreigner's Regional Registration Office* (FRRO) und da müssen wir hin. Das Büro macht um 9:30 auf und wir sind pünktlich da. Es gibt zwei lange Schlangen, links Afghanen, rechts Rest-Menschen. Nach dem registrieren stellen wir uns ein eine spiralförmige Schlange und warten. Zwei Plätze vor uns hat ein Asiate das gleiche Problem: Visa overstay. Er soll irgendwo anders hin und ich sage ihm er soll warten - wir können uns die Rikscha teilen. Das
Ministry of Home Affairs** (MHA) ist zuständig, das hat noch bis 12:00 offen. Wir teilen uns eine Rikscha mit dem Mann aus Burma. Er ist auch sauer. In jedem anderen Land gilt die Regel 'Einreise bis Date of Expiry' und dann darf man die erlaubten Tage bleiben. In Indien gilt 'Ausreise bis Date of Expiry' und die Säcke sagen einem das nicht. Das erklärt auch die große Anzahl Menschen, die hier Schlage stehen.
Auf dem Weg zum MHA machen wir noch Passfoto's in unsrer Mall. Mittlerweile kennen wir uns aus. Im MHA füllt man einen Zettel aus und muß ankreutzen was man will. 'Ausreisen' wählen wir aus. Das Formular gibt man incl. Passkopien bei einer Frau ab, die in Zeitlupe die Papiere zusammenheftet, 'T178' ist darauf vermerkt (was wir uns nicht merken) und sagt wir werden mit Namen aufgerufen. Wir sollen warten bis wir zum Interview gerufen werden. "Token 178!!" Und es dauert eine Weile bis wir merken dass wir gemeint sind. Das Interview findet in einem überfüllten Raum statt und jeder kann mithören. Es gibt keinen Datenschutz in Indien, oder Privatsphäre, Diskretion oder irgendwie Anstand.
Das Interview ist der Witz. Der Mann blafft uns an wie Verbrecher, er hört nicht zu was wir sagen. Fragt uns nach dem Flugticket, nachdem wir erklärt haben, dass wir mit dem Auto unterwegs sind. "I give you Exit!" und "You can never come back to India!". Wenn das die Strafe sein soll, sind wir glimpflich davon gekommen.
Zwischen 12:00 und 17:00 werden Entscheidungen getroffen im MHA. Nach 17:00 sollen wir wieder kommen und einen versiegelten Umschlag, den wir nicht öffnen dürfen, abholen.
In der Zwischenzeit gehen wir essen und fahren wieder zurück zum Nehru Park. Denn mittlerweile stehen zwei Fahrzeuge aus der Schweiz auf dem Parkplatz. Ein Paar im Santana (Land Rover Lizenzbau) und Marco mit seinem Bus. Wir stellen uns vor, und besuchen auch die Franzosen, die immer noch hier stehen und nach Burma reisen wollen.
Nachdem wir unseren versiegelten Umschlag im MHA geholt haben, gehen wir Bier einkaufen. Wir setzen uns vor den Magirus und schauen uns gegenseitig an. Wir sind dabei uns wieder im Nehru Park einzurichten. Wie das auch aus geht. Alles wird gut.

*Foreigner's Regional Registration Office: Regionales Ausländer Regisrierungs Büro
**Ministry of Home Affairs: Ministerium für Heimat Affären

26.03.2009
Mit unserem versiegelten Umschlag vom MHA stehen wir um 9:30 am FRRO und warten. In der Mitte des großen Raums stellen wir uns in die spiralformige Warteschlange. Der Mann an der 'Rezeption' öffnet den Umschlag und gibt uns zwei Formulare. Die füllen wir aus, kleben ein Passbild auf und geben sie bei Schalter 1 ab. Fehler! Wo sind die Kopien vom Pass? Wir rennen auf die andere Strassenseite, machen Kopien und kehren zurück. [eine Sicherheitskontrolle am FRRO findet nur Morgens zwischen 9:30 und 10:00 statt, danach kann man einfach rein und raus gehen, auch mit Bombe]
Die Frau am Schalter 1 macht Notizen auf unserem Formular und schickt uns zum 'Incharge' - Schalter. Hier wird unsere Strafe festgelegt und die Akte abgezeichnet. Gebühr und Strafe beträgt 3255 Rs (50 Euro) pro Person für unseren illegalen Aufenthalt in Indien. Das ist vergleichsweise wenig. Wir hatten eine deutlich höhere Strafe befürchtet.
Jetzt unser Fall 'processed' - verarbeitet und kommt auf einen Stapel anderer Akten. Das soll ja nach Quelle 30 Minuten bis 2,5 Stunden dauern. Wir sollen warten. Kein Problem, Geduld ist ja unser zweiter Vorname. Aber auf was warten? Werden wir aufgerufen? Oder ist unsere Akte irgendwann fertig, und wir sitzen noch da und warten. Also frage ich jede Stunde mal nach. Die Schalter 1 - Dame verweist uns immer auf die Incharge Leute, und die sagen, wir sollen am Schalter 1 warten. Das ist schlecht - wir sind in einer Endlosschleife.
Irgendwann bekommen wir unsere Papiere von einem ganz anderen Schreibtisch. Hm. Jetzt werden am Schalter 1 unsere Pässe abgestempelt, sie sind aber noch nicht unterschrieben. Mit der Zahlungsaufforderung bezahlen wir am 'Cash' - Schalter und stellen uns mit der Quittung wieder bei 'Incharge' an. Dort werden unsere Stempel im Pass unterschrieben und wir dürfen gehen. Wir haben jetzt die Erlaubnis bis 1.04. im Land zu sein und damit sollte die Ausreise möglich sein. "Können wir gehen?" frage ich. "Yes." ist die Antwort.  "Ist sonst noch irgendwas?" bohre ich nach. "No."

Als legale Menschen kehren wir zurück zum Neru Park. Wir erzählen unsere Geschichte und verabschieden uns von den Franzosen und den Schweizern. Im Berufsverkehr verlassen wir Delhi und fahren bis ca. 23 Uhr Richtung Grenze. Die Pass Formalitäten haben wir relativ zügig erledig und wir haben eine Woche zum ausreisen. Das ist trotzdem kein Grund zum trödeln. Auf dem Infoblatt der Deutschen Botschaft heisst es: 'Wird nach Änderung oder Verlängerung des Visa eine Gesamtaufenthaltsdauer von 120 Tagen überschritten, kann das Land nur mit einem 'Income Tax Clearance Certificate' des Income-Tax Office verlassen werden. Sollte das stimmen, wird die Zeit richtig knapp.
Unsere hoffendlich letzte Nacht verbringen wir bei einer Indian Oil.

27.03.2009
Die letzten 250 Kilometer bis zur Grenze sind Routine. Wir kennen die Strecke mittlerweile ganz gut. Trotzdem glauben wir nicht dass wir uns an den Dreck und die deprimierende Armut gewöhnen können.  Im Bauch haben wir kein gutes Gefühl:
1) Ist unser 'Exit' Stempel OK für die Ausreise?
2) Werden die Tage im Carnet so gezählt wie wir denken oder fällt denen was                   anderes ein?
3) Brauchen wir das Income Tax Certificate wirklich?
4) Lässt uns der Inder durch das Tor, dass ich mit der Stosstange geöffnet habe?
5) Was ist mit dem Motorrad, das bei unserer Abreise umgekippt ist?
6) Suchen sie uns am Ende wegen einer der Unfälle und eines nicht bezahlten                   Schadens?
Wir tanken wieder voll. 200 Liter Diesel hat der Ausflug nach Delhi gekostet.

Am Tor zur Grenzanlage weden wir weiter gewunken, ich parke den Magirus und wir betreten das Grenzabfertigungsgebäude. Die Pässe und das Carnet in der Hand, Pfefferspray in der Hose. Die polizeiliche Ausreise aus Indien klappt ohne Probleme. Wir wechseln kein Wort mit dem Beamten. Ihr blödes Grinsen passt fugenlos in unser Indienbild. Beim Zoll ist man ausgesprochen freundlich. Dani beschreibt emotional den Unfall, den der indische LKW Fahrer zu verantworten hat, während ich den Deutz umparke. Die Abfertigung geht schnell und unkompliziert. Um die Motornummer abzulesen müsste der Zöllner sich zwischen Reifen und Kotflügel quetschen. Da ist nicht viel Platz seit dem Unfall auf seinem Zollhof. Ausserdem ist  die Strasse auf dem letzten Kilometer vor der Grenze ein einziges Matschloch. Nie war unser Auto so mit Dreck bespritzt. Indische LKW liefern Zwiebelsäcke nach Pakistan, die auf dem Zollhof von Hand umgeladen werden. Die letzten drei Tage hat es geregnet und da die Lastwagen im Matsch parken, wird die Strasse über die Grenze verschmutzt.
Wie er die Motornummer abgelesen hat bleibt also sein Geheimnis.
Nach der Zollabfertigung checkt man noch aus der Grenze aus, oder so. Die Daten werden in ein weiteres Buch eingetragen und wir sind frei. Niemand fragt nach Income Tax oder einem beschädigtem Motorrad. Nach 142 Tagen verlassen wir Indien ohne schwere Verletzung und sind happy.

Die Einreise in Pakistan ist wie erwartet problemlos. Einchecken an der Grenze und Immigration Schalter sind schnell erledigt. Der Mann vom Zoll
[sieht aus wie Mr. Bean] kennt uns noch und freut sich uns wieder zu sehen. Die Kontrolle im Magirus ist lasch. Mr. Bean fragt nach Alkohol und Pornofilmen und ist enttäuscht, dass wir nicht's dabei haben. Lust zu suchen hat er aber auch keine.
Wir parken den Deutz wieder am PTDC Hotel in Wurfweite zur Grenze und tauschen unsere indische Rupien in Pakistanische. Die beiden Geldwechsler arbeiten mittlerweile zusammen. Das verschlechtert vermutlich die Konditionen aber mindert den Stress. Bei unserem letzten Besuch hatten sie sich fast geschlagen um das Geschäft mit uns zu machen.
Zum zweiten mal sehen wir uns die Zeremonie der täglichen Grenzschließung an. Seit dem Terroranschag in Mumbai ist der Ton zwischen den Ländern schärfer geworden und die Ränge mit johlenden Menschen, die das Nachbarland beschimpfen sind voll besetzt. Wieder haben wir unseren Spass. Eigentlich mehr als beim letzten mal. Viel mehr.
Im Souvenier Shop unter den Tribünen wird Dani von einer Gruppe junger Frauen aus Islamabad angesprochen. Diese Herzlichkeit haben wir lange vermisst. Leider kann man keine CD mit der Musik von der Zeremonie kaufen. Dafür finden wir in Latif's Old Book Shop einen gebrauchten Lonely Planet Reiseführer von Pakistan. Die aktuelle Auflage von 2008 in fast neuem Zustand für den halben Preis. Das Glück ist auf unserer Seite.

28.03.2009
In der Nacht schlafen wir tief und fest. Es ist absolut ruhig und wir haben keinen Grund mehr, uns Sorgen zu machen. Am Morgen fahren wir nach Lahore und suchen uns einen gescheiten Stellplatz. Der bekannte Traveller Treffpunkt Regale Inn verfügt über einen Parkplatz, der aber dieses Wochenende für eine Hochzeit gebraucht wird. Wir parken am Strassenrand und laufen ins Regale Inn. Dort treffen wir Ralf und Marion wieder, die dort abgestiegen sind. Danach finden wir einen guten Platz zum stehen gegenüber dem Lahore Zoo.
Gemeinsam laufen wir durch die Stadt und machen uns gegenseitig auf die Unterschiede zu Indien aufmerksam. "Schau mal wie sauber alles ist." oder "Die hupen hier gar nicht so viel." Würde Jemand bei uns sein, der direkt aus Deutschand nach Lahore geflogen ist, würde er denken wir spinnen. Es kommt eben immer auf den Standpunkt an.
Pakistan ist auch arm und schmutzig. Aber lange nicht so armselig und
ekelhaft wie Indien. So unser Eindruck. Den größten Unterschied machen aber die Menschen. Jetzt wird wieder viel mehr freundlich gelacht. Wildfremde heissen uns willkommen in Pakistan oder schenken uns Blumen. Typisch für ein islamisches Land.

29.03.2009
Heute
wollen wir das alte Fort besichtigen. Vom Regale Inn nehmen wir zu viert eine Rikscha zu dem Weltkulturerbe. Das Fort steht auf der Roten Liste der bedrohten Orte, der Zustand ist sehr schlecht und die Regierung hat kein Geld für die Restauration. Nach der Besichtigung fahren wir in die Food Street zum Mittagessen und laufen danach zum Holiday Inn.
Alkohol gibt es in der Islamischen Repuplik Pakistan in jedem Fünf-Sterne-Hotel. Über eine Aussentreppe gelangen wir in den Keller des Holiday Inn von Lahore. Hier wird Alkohol an die Bedürftigen verkauft. Der Verkauf von Bier und Spirituosen ist legal für Ausländer und pakistanische Christen.
In Guesthouse verquatschen wir den Rest des Nachmittags mit anderen Reisenden aus verschiedenen Nationen.
Dann geraten wir in eine seltsame Situation. Dieses Wochenende findet in Lahore das jährliche Mela Chirragham (Lichterfest) statt. In der Stadt brennen viele Lichter und etwas ausserhalb gibt es einen Jahrmarkt. Malik, der Bestitzer vom Regale Inn organisiert Touren für seine Gäste. Vorab wird viel darüber gesprochen, dass es für Frauen, besonders aus dem Westen, unangenehm werden kann. Auf zwei Rikscha's verteilt, und begleitet von einem Angestellten aus dem Guesthouse, starten wir auf das Fest. Zuerst besuchen wir einen Platz mit Fahrgeschäften und anderen Attraktionen. Der Angestellte und die zwei Rikschafahrer, die jetzt als Bodyguard fungieren, lotsen uns zu einer Art Tierschau. Hier werden verstörte Tiere in erbärmlichem Zustand und winzigen Käfigen dem staunenden Puplikum vorgestellt. Ein Löwe im zwei Quadratmeter großen Käfig oder ein missgebildetes Rind mit sechs Beinen. "Hahaha! Ein Rind mit sechs Beinen! Und da ein Löwe! Ich pieks ihn mal mit dem Stock. Hm. Der macht ja gar nicht's. Komm, laß uns ein Eis essen gehen."
Der Tierschutzbund hätte seine Freude. Unsere Aufpasser achten darauf, dass wir zusammen bleiben und Keiner verloren geht.
Dann kommen wir an den Ort wo getanzt und getrommelt wird, und gekifft. Unsere Gruppe wird immer durch die Massen geschleust. Die Männer bilden immer einen Kreis um die zwei Frauen, die dabei sind. Wir können nicht stehen bleiben um uns was anzuschauen, wir sind von Anfang an auf der Flucht. Unsere Aufpasser tun so, als ob mit aller Macht jegliche Berührung der Frauen mit einem pakistanischen Mann vermieden werden muss. Das ist in dem Gedränge unmöglich und sie schlagen und schubsen die Leute die uns zu nahe kommen. Am Ende gelangen wir in die Nähe einer Tanzveranstaltung und sollen uns in der Ecke auf den Boden setzten. Wir setzen uns auf einen Teppich und es passiert - nicht's. (ausser passives Hasch rauchen, was sich durch den Zwang atmen zu müssen nicht vermeiden lässt)
Wir sind quasi abgeschirmt vom Geschehen. Ein paar Meter weiter hören wir Trommeln und es wird wild wie in Trance getanzt. Die Männer dürften mit den Rikschafahrern rumlaufen und sich das Fest ansehen aber die Frauen sollen hier bleiben. Die Stimmung könnte umschlagen und dann wird es für die Frauen gefährlich. Das ist lächerlich. So macht das keinen Spaß. Also machen wir uns nach einer Stunde auf den Rückweg. Das war ein seltsamer Ausflug.
Im Guesthouse trinken wir noch ein pakistanisches Bier und machen uns dann auf den Weg zum Parkplatz am Zoo.

30.03.2009
Marion und Ralf kommen am Morgen zum Parkplatz am Zoo um uns zu verabschieden. Wir machen einen Spaziergang im Bagh-i-Jinnah (Lawrence Gardens) und verabreden uns locker für eines der nächsten Länder. Denn wir haben eine ähnliche Route.
Gegen 13 Uhr brechen wir auf und kämpfen uns durch das Gewühl auf die M2. Pakistan hat eine sechs-spurige Autobahn zwischen Lahore und Islamabad gebaut die den Vergleich mit westlichem Standard nicht nur aufnehmen kann, sondern toppt. So gute Autobahnen gibt es in Deutschland nur im Osten. Auf einer der modernen Rastplätze machen wir Pause. Wir entsorgen unseren Müll, denn in Pakistan wirft man seinen Müll nicht einfach so in die Landschaft. In Indien war das einfacher, dafür ist Pakistan sauberer.
Wir sitzen im blitzblanken Restaurant und sehen im TV einen Live-Bericht über einen Terroranschlag in Lahore. Heute seit elf Uhr wird die Polizeischule angegriffen. Die Schlagzeile meldet 27 Tote und 90 Verletzte. Der Bericht ist nicht wirklich live. Die Bilder widerholen sich ständig, sind also geschnitten. Die Bilder ändern sich im Laufe der Zeit. Zunächst wird nur geschossen. Später sieht man jubelnde Sicherheitskräfte, als ob sie einen Sieg feiern. Die Schlagzeile meldet nun 4 tote Terroristen. Beim bezahlen frage ich nach, ob der Anschlag nun vorbei ist. "Ja, alles vorbei." Die Guten haben wieder gewonnen.
Bei Dämmerung fahren wir auf einen der guten Rastplätze und bleiben zur Nacht.

31.03.2009
Gegen 7 Uhr klopft Jemand gegen den Holzaufbau. Vermutlich ein Strassenfeger, denn das einzige wahrnehmbare Geräusch, ist das kratzen des Besen über den Boden.
In Ruhe machen wir uns fertig und begeben uns wieder auf die M2. Der Motorway ist so gut, alle paar Kilometer bemerkt entweder Dani oder ich: "Mann ist das super."
Am Ende bezahlen wir sechs Euro für die fast 400km, das ist es uns wert.
Für die Einfahrt nach Islamabad stellen wir uns vorsichtshalber auf das schlimmste ein. Zu enge, überfüllte Strassen und rücksichtslose Fahrer. Von wegen. Eine vierspurige Strasse mit gepflegtem Grünstreifen führt von der Autobahn in die Stadt. Islamabad ist eine neue Stadt. Bei deren Bau in den 1960er Jahren legte man großen Wert auf viel Platz und grüne Flächen.
Die breite Strasse führt am Jasmin und Rose Garden vorbei, weiter nach Murree. Idealer könnte es nicht sein. Murree ist unser nächstes Ziel und am
Jasmin und Rose Garden gibt es einen Campingplatz für Ausländer, wo wir übernachten wollen.
Der Campingplatz ist quasi leer. Seit einiger Zeit kommen keine Touristen mehr nach Islamabad. Ausser Vinny sind wir die einzigen Gäste.
Vinny aus Deutschland ist hier um sein Indien Visum zu beantragen. Der arme Kerl hat vor einer Woche in Nepal einen Busunfall mit Überschlag überlebt und ist dann am vorletzten Tag seines Indienvisums aus Indien nach Pakistan ausgereist und nun hier.
"Visavergehen ist in solchen Ländern schlimmer als Drogenbesitz." sagt Vinny.
Mit Visavergehen kennen wir uns aus. 
Vinny zeigt uns die Geschäfte im Markt auf der anderen Strassenseite. Wir gehen essen und kurz ins Internet. Danach lassen wir den Tag im Magirus ausklingen.

Morgen erledigen wir den Update für die Homepage und übermorgen wollen wir weiter Richtung Norden fahren. Auf dem Karakorum Highway hoch bis zur chinesischen Grenze.


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