Teil 13  Mumbai - Goa (Indien)

  REISEBERICHT  2008     Indien

2.12.2008
Um 3:30 stehen wir auf und machen uns hübsch für Mumbai. Der Verkehr in der Stadt soll so schlimm sein, daß man quasi nur im Stau steht. Um einen guten Parkplatz zu suchen wollen wir aber umher fahren können. Das geht wohl am Besten in der Nacht oder früh am Morgen.
Um 4:00 starten wir den Deutz. Die Stadt ist wie ausgestorben. Überall schlafen Menschen auf der Strasse. Die Kontraste sind trotz der Dunkelheit gewaltig. Glitzernde Bürogebaude, eingezäunt,  mit gepflegtem Rasen und Wachmännern. Daneben Abrissgrundstücke auf denen sich Menschen mit Wellblech und Plane ein Zuhause gebaut haben. Dann wieder Designer-Läden, Prunkbauten im viktorianischen Stil oder ein Porsche Händler mit Edelstahl Fassade. Massen von alten Taxis an jeder Strassenecke. Die Fahrer schlafen auf der Rückbank oder auf dem Kofferraumdeckel. Kulisse für das Ganze sind die alten Häuser der britschen Kolonialzeit, viele sind sehr verfallen.
Wir fahren von Race Course (wo wir geschlafen hatten) den Marine Drive entlang. Auf dem Cover unseres Stadtplanes ist hier ein Mega-Stau abgebildet. Jetzt sind wir das einzige Fahrzeug. Es ist perfekt. Wir können kreuz und quer durch die Stadt fahren. Alle Ampeln sind auf rot, aber das stört die wenigen Autofahrer nicht.
Die Strassen sind zwar beleuchtet, aber die meisten Gebäude liegen in Dunkelheit. Man erkennt nur wenige Details. Den Victoria Terminus (Hauptbahnhof) erkennt man kaum und das Photo wird auch nix.
Das 'Gateway to India' wird im Moment restauriert. Von da sind alle touristischen Höhepunkte in ein paar Stunden besichtigt, wenn man sich nur einen Tag Zeit nimmt, so wie wir. Wir wissen aber nicht, ob wir überhaupt in die Nähe kommen. Die direkte Zufahrt zum Gateway ist wegen der Polizeisperren im Moment nicht möglich. Nach einigem Suchen finden wir aber den Zugang zu der Strasse an der das Taj Mahal Hotel liegt. Das Hotel, der Bereich davor und der Platz der zum Gateway führt sind geperrt. Man kann aber in der Strasse parken und hat einen Blick auf die Bucht. Gegen 6h sind wir an genau der Stelle die wir uns als idealen Stellplatz vorgestellt hatten. Wir machen Kaffee, halten uns an der Promenade auf und fotografieren. Die Strasse wird von etlichen Stadtbürgen zum Frühsport genutzt. So eine Art Bewegung zwischen spazierengehen und joggen. Oder ambitioniertes schlendern. Immer hin und her, bis zur Polizeisperre und wieder zurück. Es sind die Menschen die in den Häusern an der Promenade wohnen. Ein paar mal werden wir angesprochen. Unser Auto bietet oft Anlass für eine Gesprächseröffnung.
Wer uns auch immer an diesem Tag anspricht, das Gespräch kommt immer auf das Thema Terroranschlag. Da fließt auch schon mal eine Träne. Geschimpft wird auf die Regierung. Aber vor allem auf Pakistan. Man scheint sich einig zu sein, daß der Anschlag von dort ausgegangen ist.

Nach dem Frühstück begeben wir uns wie geplant auf unsere Tour durch Mumbai. Etliche koloniale Bauwerke wurden in den letzten Jahren renoviert. Nach wenigen Jahren sieht das Gebäude aber wieder uralt aus. So gehort die St.Thomas Kathedrale zum Weltkulturerbe und wurde 2003 von Grund auf renoviert. Von aussen ist diese Kirche wieder völlig verdreckt. Macht das der Monsum, oder die Luftverschmutz? Oder wird bei den Arbeiten geschummelt? Keine Ahnung. Von innen ist die Kathedrale gut in Schuß. Die Wände sind voller Gedenksteine für Soldaten, die für das Empire heldenhaft ihr Leben gelassen haben.
In der Bank of India heben wir Bargeld ab. Lustig: An eine Infotafel mit wichtigen Telefonnummern steht neben den Nummern aller wichtiger Direktoren auch die Nummer der Abteilung für Herzinfarkte des nächsten Krankenhauses.
Am High Court, dem Obersten Gericht, weht die indische Flagge auf Halbmast. Der Oval Maiden davor dient der Öffentlichkeit als 'Grüne Lunge' und wird zum Cricket spielen genutzt.
Im Auto machen wir den Bericht fertig. Es ist ekelhaft warm und klebrig. Dann gehen wir zum Internet und nehmen danach ein Bier an der Promenade. Um 22 Uhr gehts ins Bett weil wir Morgen wieder so früh aus der Stadt raus wollen.
Gegen Mitternacht findet sich ein Polizeiaufgebot an dem Wohnhaus ein, neben dem wir stehen. Schon fürchte ich, es geht um uns und wir werden weg geschickt. Hier hätte ich es verstehen können. Offenbar geht es aber um etwas anderes.

3.12.2008
Heute schlafen wir mal länger und kommen erst um 5h weg. Wieder bei Dunkelheit verlassen wir die Stadt. Mittlerweile kennen wir uns ja schon aus. Wir kommen an den Docks vorbei wo Viele auf der Strasse schlafen. An einer Ausfallstrasse trauen wir unseren Augen nicht. Auf geschätzen drei Kilometern parken in vier Reihen hunderte von Taxis Stoßstange an Stoßstange. In Mumbai gibt es nur eine Sorte Taxi, einen Lizenzbau des Fiat 1100 (NSU Neckar) aus den 60er Jahren. In Indien als Premier Padmini bis in die 90er Jahre produziert. Ab 2010 gibt es einen neues Modell.
In ein paar Stunden ist hier alles vertstopft, aber jetzt kommen wir gut vorwärts. Wir tanken Diesel für 5000 Rs und folgen dann der Beschilderung nach Pune. Die Autobahn Mumbai - Pune ist ein Prestige Projekt der Regierung. Die Fahrbahn wurde aufwändig in die Westghats gebaut, denn Pune liegt am Rand der Hochebene. Die drückende Hitze ist weg und wir fühlen uns wieder wohler. Landschaft: Flach, grün, Zuckerrohr, Palmen.
Am frühen Nachmittag machen wir ein Nickerchen am Stassenrand und belohnen uns danach mit einem verspäteten Mittagessen.
Bharat Petroleum stellt uns heute großzügig eine seiner Tankstellen als Unterkunft zur Verfügung. Wir bedanken uns mit dem Versprechen am nächsten Morgen Diesel zu kaufen.

4.11.2008
Wir schlafen mal richtig aus und kommen erst gegen Mittag weiter. Wie versprochen  tanken wir Diesel und fahren danach baustellenfrei weiter gen Süden. In Maharashtra sind sogar alle paar Kilometer Toilettenhäuser mit Trinkwasser Versorgung aufgestellt. Bei Belgaum verlassen wir Superhighway. Wir werden dich vermissen. Dafür kommen wir wieder durch kleine Dörfer. Die Strasse ist knapp zweispurig und meist wie eine Allee beidseitg bewachsen. Zur Zeit ist Zuckerrohrernte und die Ochsen haben alle Hufe voll zu tun um ihre Karren zu ziehen. Die Hörner sind bunt bemalt. Das sieht toll aus. Kraftfahrzeuge müssen sich arangieren und füreinander Platz lassen. Klappt meist auch ganz gut. Ein Tata Fahrer allerdings opfert seinen Kotflügel aus Neugier. Fährt mir voll an die Radmuttern und lamentiert hinterher: "Look, what you have done." Er war auf meiner Seite. Es muß sich doch langsam mal rumsprechen, daß auf der rechten Seite der Strasse Auto entgegenkommen. Wofür haben sie Radio und TV erfunden bekommen?
Kurz darauf verlassen wir Maharashtra und kommen nach Goa. Strand und Palmen - endlich. Erst mal versuchen wir an einen der beliebten Strände zu kommen. Gar nicht so einfach. Goa ist DAS touristische Ziel in Indien. Der NH 17 verläuft entlang der Küstenlinie. Die Strände sind aber bebaut oder belegt, jedenfalls unzugänglich. Wir haben Geduld und finden einen Platz in der Nähe von Fort Aguada auf einen Bergrücken mit Blick auf das Arabische Meer. Hier gefällt es uns gut. Und daß die Sonne sofort für uns unter geht werten wir als Willkommensgruß.

5.11.2008 (Oma wird heute 98 - Glückwunsch, zum 99. sind wir wieder da!)
Wir haben ganz vorsichtig übernachtet. Hatte man uns gestern Abend doch gewarnt: "You can stay here, but be carefull." Es ist ruhig, wir fühlen wohl und so bleiben wir noch einen Tag. Wir stehen ganz in der Nähe einer Festung, die wir eigentlich besichtigen wollten. Die ist so alt, die wartet bestimmt noch einen Tag. Kurz vor Sonnenuntergang kommt der zuständige Polizist vorbei. Er hat uns beim vorbei fahren gesehen und wollte uns mal besuchen. Hat es dann wieder vergessen und ist jetzt extra noch mal her gefahren. Wir dürfen hier stehen, kein Problem, sollen aber vorsichtig sein.

6.11.2008 (Nikolaus)
Wir hatten gestern vergessen unsere Stiefel raus zu stellen. Also war heute früh auch nix drin - Schade. Heute besichtigen wir das Fort in dessen Nähe wir zwei Nächte gestanden hatten. Langweilig. Danach fahren wir nach Panaji, der Hauptstadt von Goa. Wir finden einen leeren, guten Parkplatz ganz in der Nähe des Stadtzentrums. Unter dem P Schild steht 'FLAG CARS'. Was soll das heissen? Autos mit Flagge? Flaggenauto's? Etwa Auto's der Regierung? Egal, wir stecken unsere Deutschlandflaggen von der Fußball EM an die Scheiben und bleiben dort stehen. Da kann keiner was sagen. Sagt auch keiner was. Bis 1961 stand Goa unter portugisischer Flagge, bis die indische Armee einmarschiert ist. Daher gibt es in Goa viele Kirchen. Wir besichtigen die Kirche 'Our Lady of Immaculate Conception' (Unserer lieben Frau der unbefleckten Empfängnis). Wer nach Goa flieht um Weihnachten zu entkommen, hat Pech. Hier wird auch Weihnachten gefeiert. Wir gehören aber nicht zu dieser Sorte Touristen. Wir kaufen sogar eine blinkende Jesusdarstellung in DIN A3 Format und 220 Volt Anschluß.
Am späten Nachmittag verlassen wir Panaji und fahren 9 Kilometer weiter nach Old Goa, der ehemaligen Hauptstadt der portugisischen Kolonie.
Es ist grotesk. Eine ganze Reihe Kirchen und Kathedralen sind stehen geblieben. Der Rest dieser Stadt, die einst größer als Lissabon oder London war, ist verschwunden. Nach dem Niedergang der Stadt durch Pest und Cholera sind die Stadthäuser und Villen abgerissen und als Baumaterial verkauft worden. So stehen die sakralen Gebäude fast ganz alleine mitten im Urwaldes. Naja, und dann ist da im Moment noch so eine Art Kirmes* mit Buden und Verkaufsständen. Mit handbetriebenen Kinderkarusells und dieselbetriebenem Riesenrad. Keine 10 Elefanten würden uns in das Ding kriegen. Das Riesenrad sieht sehr 'handgestrickt' aus und dreht sich mit einem Affenzahn.
Dani ersteht einige Kleidungsstücke für wirklich wenig Geld. Trotzdem sind wir überzeugt, daß wir immer noch über's Ohr gehauen wurden.
Der Deutz parkt neben einem Verkaufsstand für Töpfe und wir haben eine ruhige, störungsfreie Nacht.

*Kirmes: Kirchweih, Kerb, Kerwe

7.12.2008
Heute wollen wir uns einige der Kirchen anschauen. Es sieht komisch aus. Die Gebäude könnten irgendwo in Europa stehen. Aber hier in Indien unter Palmen sehen die Gotteshäuser sehr speziell aus. Die Basilika Bom Jesus enthält die sterblichen Überreste des heiligen Franziskus Xavier, (Franz Xaver) der in Asien erfolgreich als Missionar gearbeitet hat.
Als nächstes wollen wir an den Strand. Zum Goa Klischee gehört es sich, mit dem Magirus unter Palmen am Strand zu stehen. Natürlich in Blick und Hörweite zum Indischen Ozean. Ausserdem macht sich so eine Bild gut auf der Homepage...
Wir suchen eine ganze Weile. Die Strände sind entweder zugebaut, vermüllt oder unverständlicher Weise mit dem Auto nicht zu erreichen.
Aber wir finden ein Grundstück in Benaulim neben eine Anlage mit Strandhütten. Der Platz erfüllt alle Kriterien im Pflichtenheft. Ein Delegation begrüßt uns gleich. Eine Amerikanerin, die ihre Hilfen in allen möglichen Frangen anbietet, der Kellner (oder Koch) aus dem Restaurant am Strand, der Besitzer vom Hüttendorf, und Sunita, die an dem Strandabschnitt Schmuck verkauft - heißen uns willkommen.
Wir kaufen keinen Schmuck. Nicht am Strand. Sunita kommt morgen noch mal und zeigt uns ihren Kollektion ("It's my job."). Da sind wir ganz sicher.

8.12.2008
Beim gründlichen Frühstück beobachten wir im Frühstücksfernsehen, (Fenster vom Essbereich) wie Sunita von der Polizei wegläuft - sie hat schon einen schweren Job. Einladung ablehnen mit den Amerikanern eine Gewürzplantage zu besichtigen.
Ansonsten füllt sich der Tag mit lesen, Batterie beim laden beobachten und warten auf reife Kokosnüsse, die uns vor die Füße fallen mögen. Sunita's Kollektion ist schön, aber wir kaufen nix am Strand. Grundsätzlich nicht, wie versprochen.
Am Abend entscheiden wir uns für ein wenig Bewegung und gehen ins Strandrestaurant.

9.12.2008
Das Holz des Wohnaufbaus verlangt nach Zuwendung. Darum wird die Oberfläche gereingt und gewachst. Ganz schön anstrengend in der prallen Sonne.
Heute gehen wir etwas früher an den Strand und laufen Richtung Süden. Wir essen wieder im Restaurant. Der Fisch ist relativ günstig. Ich versuche mich durch alle Fischsorten zu probieren. Dani testet alle Gemüsesorten durch. Mal sehen wer zuerst fertig ist.

10.12.2008
Programm für heute: Zweiter Auftrag der Wachsschicht. Mückengitter reparieren. Lose Kabel befestigen. Versuch, die Drucklufthupe anzuschließen. Klappt nicht wegen fehlender Kleinteile. Von wegen Paradies unter  Palmen und so weiter...
Das Fischessen am Strand ist wieder gut. Wir treffen Anke und Niels wieder, die wir in Amritsar kennen gelernt haben.
Bevor uns der Lagerkoller packt, fahren wir morgen lieber weiter. Wir stehen eigentlich nicht so auf Strandurlaub. Nur ungerne gehen wir ins salzhaltige Wasser. Keine 10 Pferde würden uns dazu bringen auf einem Handtuch im Sand rum zu liegen. Das haben wir vor Jahren mal auf Lanzerote gemacht und den Sonnenbrand bitter bereut.




Zurück    Home    Weiter
Reisebericht Übersicht