Teil Durres (AL) bis Alexandroupolis (GR)

  REISEBERICHT  2008    Albanien - Griechenland


24.08.2008
Jetzt geht's aber weiter. Es gibt bestimmt noch mehr Traumstrände auf der Welt. In Durres finden wir ein Internetcafe und können die Gestern erstellten Reiseberichte online stellen, sowie unsere mails lesen. Zuhause alles in Butter.
Von Durres aus gibt es eine wunderbare Autobahn. Mal eine Wohltat. In Lushnje endet die Autobahn und es geht auf guter Landstrasse oder Baustelle weiter.
Die Geschwindigkeitsbeschränkungen sind für uns völlig undurchsichtig. Auf freier Strecke ist manchmal 40, dafür darf man 80 durch Ortschaften fahren. Wenn ich 60 fahre, wo ich 40 darf, werde ich hupend überholt - trotz Überholverbot und durchgezogener Linie. Alles nicht so schlimm, aber alle 5km steht Polizei mit Radarpistolen. Wie schnell muß man sein um in deren Falle zu gehen? Nunja, ich muß ja nicht alles rausfinden.
Sonntags wird geheiratet in Albanien. Über den Tag verteilt kommen wir sicher an 30 Hochzeiten vorbei. Entweder hupend als Autokorso oder als Gesellschaft in Restaurant's. Immer erkennbar an den bunt geschmückten Auto's.
Die Gegend ist flach und von Landwirtschaft geprägt, fast schon langweilig. Ab Vlore geht die Route wieder an der Küste entlang und die Landkarte verspricht viele Kurven uns schöne Aussicht. Wir passieren Vlore, wo wir Vorräte auffüllen (Bier und Brot) und fahren den Strand entlang, der voll mit Badetouristen besetzt ist. Nach den Stränden kommt felsige Landschaft und die Strasse teilt sich, wird zur Einbahnstrasse.
Bevor ich in die enge Einbahnstrasse fahre versichere ich mich auf der Karte ob wir richtig sind - scheint so. Von draußen ruft Jemand auf deutsch "Kann ich helfen?" Wir wollen nach Sarande, ob das die richtige Strasse ist, frage ich. "Jaja, da lang, immer geradeaus." Schon von weitem sehen wir den Tunnel und der verheisst nichts Gutes.
Sieht ziemlich eng aus, sagen wir uns. Höhenangabe natürlich Fehlanzeige, aber hier müssen doch alle LKW's lang, rede ich mir ein. Kurz vor dem Tunnel steht ein Polzist mit  rotweißer Winkerkelle, der glotzt uns aber nur an. Also fahre ich ganz vorsichtig in den Tunnel ein, er ist ca. 100m lang. Es ist ganz schön knapp und vom Gefühl her wird er immer niedriger. Aber es geht alles gut - ca. 80m lang. Dann kommt ein blöder Felsvorsprung und ich mache noch mal langsamer. Eigentlich hätte ich hier stoppen müssen, denke ich hinterher, aber es macht  krrrrrrchhhhhh!!
OK, es reicht definitiv nicht. Wir steigen aus um den Schaden zu begutachten, machen Foto's. Halb so schlimm, eine Aluleiste ist abgefallen und eine Andere hat sich verbogen. Das Holz vom Aufbau ist nur leicht beschädigt. Weiter geht's aber nicht mehr, wir müssen rückwärts aus dem Tunnen zurück.
Unser Eindruck, daß die Albaner immer recht Gelassen reagieren, bestätigt sich wieder. Ganz von alleine fahren Alle zurück, weil sie sehen daß es vorne nicht weiter geht. Während sich vor dem Tunnel die Auto's knubbeln, fahre ich rückwärts zurück und wende, niemand schimpft oder lacht.
Der Polizist mit der Winkerkelle telefoniert wichtig und dann fahre ich der Einbahnstrasse entgegen zurück nach Vlore. Auf der Suche nach einer alternativen Strecke verbringen wir etliche Stunde und sehen viel von Vlore und Umgebung.

Es gibt keinen anderen Weg, wir müssen Vlore weiträumig umfahren und verpassen einen großen Teil der Küstenstrasse. Das macht aber nichts, so sehen wir eben mehr vom Hinterland. An der Küste ist ja fast die Hälfte der Aussicht einfach nur Wasser, wer will sowas schon sehen?
An so einer Art Denkmal (errichtet zu Ehren der Kämpfer gegen den Faschismus 1920-1943) entdecken wir eine geeignete Mauer um an die beschädigte Stelle des Aufbaus zu gelangen, in 3,45m Höhe. Kurzerhand entferne ich die verbogene Leiste und bohre Löcher rein. Mit Gewebeband dichte ich die Dachfolie ab und Schraube die Leisen wieder an. Sieht aus wie neu, von weitem.
An der Quelle tanken wir noch Brauchwasser, immer mit der Gießkanne hin und her.
Dann machen wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz, denn es wird bald dunkel.

25.08.2008
Lautes Gequassel schon den ganzen Morgen. Unser Nachtplatz stellt sich als eine Art Bushaltestelle heraus. Von dem Dorf in der Nähe kommen die Leute den Feldweg runter und stellen sich an die Strasse um auf den Bus zu warten.
Wir folgen dieser kleinen einspurigen Strasse, die irgendwann wieder an die Küste führen soll. Das Problem ist, das mitten in den Bergen eine Bezirksgrenze ist. Die Strasse bis Kuc, dem letzten Ort des Bezirks Vlore ist schlecht und eng aber immer noch alphaltiert und gut zu befahren. In Kuc ist es wieder mal knapp, unter den Bäumen und Stromkabeln durchzupassen, aber es geht. Hinter Kuc hört die Strasse auf und geht noch noch als Fahrweg weiter. Nur Schotter und grobe Felsbrocken, immer steil bergauf und ab, aber wir sind guter Dinge. In Griechenland, 2003 mussten wir mal eine ganze Landzunge zurück fahren weil der Merkur (3,10m hoch)  nicht durch das Dorf gegangen ist. Ein Geländewagen für zukünftige Touren sollte her. Was haben wir jetzt? Wieder ein Magirus, 3,45 hoch. Manchmal läuft's aus dem Ruder. Wir sind hier und da zu schwer oder zu groß. (die eigene Scheune mußte vergrößert werden um nach dem Umbau wieder raus zu passen) Aber dafür stellen wir den Wagen einfach irgendwo ab, krabbeln in die Kabine und übernachten dort mit gutem Gefühl. Bei vielen Nachtplätzen können wir uns nicht vorstellen mit einem Geländewagen und Dachzelt zu übernachten, mit Kochgelegenheit unter der Heckklappe. Das sieht eher wie Camping aus. Unser Magirus eher wie ein parkender LKW. Hat alles seine Vor- und Nachteile.
In der Tat passt der Deutz aber durch die folgenden zwei Dörfer und wir sind wieder auf der Küstenstrasse.
Diese wird zur Zeit komplett ausgebaut. Auf gelben Hinweisschildern bedauert der Staat Albanien Unannehmlichkeiten und bedankt sich für des autofahrer's Geduld.
In ein paar Jahren ist der Süden dann in ein paar Stunden zu erreichen, wenn sie den Tunnel bei Vlore nicht vergessen...
Hinter Sarande stellen wir uns an einen kleinen Fischereihafen. Wir genießen den Sonnenuntergang bei Würstchen mit Rotkraut und Kartoffelbrei. Und Blick auf Korfu. Wieder stört sich niemand an unserem parkenden LKW.

26.08.2008
Nach dem Frühstück an der Kaimauer fahren wir die restlichen km bis Butrint. Das ist eine antike Stadt, oder besser die Ruinen davon. Der Eintritt kostet umgerechnet 6 Euro, für Albaner ist der Eintritt günstiger. Die Besichtigung ist recht angenehm, weil durch die Bäume viel Schatten gespendet wird. Es ist alles ganz schön, aber so echte Euphorie kommt nicht auf. In Würzburg fahre ich auch jahrelang an der Residenz vorbei, oder am Kloster von Lorsch. Auch beides Weltkulturerbe. Aber hier in Albanien stolpern wir über römische oder byzantinische Steine und fühlen uns zum Staunen verpflichtet. Wenn man schon mal da ist, muß man das nutzen - Kölner Dolm und Grube Messel ham wir schließlich auch schon gesehen.
Die Strasse nach Butrint ist einspurig, sie wurde extra für Chruschtschow gebaut, der 1959 auf Besuch in Albanien war. Daß in beide Richtungen Reisebusse und Betonlaster unterwegs sind, stört die Albaner wenig. Wie immer wird voll durch die Kurven geheizt und nach Vollbremsung dann zurück gesetzt. Oder auch nicht. So sehen wir auch einen Unfall bei dem sich zwei PKW gegenseitig den Kotflügen und die Achsaufhängung weggerissen haben. Da war die Strasse halt zu schmal, dafür können die Fahrer ja nix.
Ab Sarande wird die Strasse wieder breiter und richtig gut. Es geht zügig Richtung Griechenland, viel schneller als wir dachten. Vor  der Grenze erkundigen wir uns nach den Dieselpreisen in AL und GR. In Griechenland soll der Diesel sogar etwas günstiger sein. Also tanken wir nicht und geben unsere letzten albanischen LEK für Zigaretten und Bier aus. Eine der sieben Bierdosen, die wir an einem mobilen Verkaufsstand erstehen ist eisgekühlt. Das am frühen Nachmittag und wir müssen noch Auto fahren. Eine echte Schande.
Für die sieben Tage in Albanien zahlen wir 14 Euro "Strassenbenutzungsgebühren" und auf griechischer Seite, wie erwartet keine Probleme.
In Griechenland müssen wir an der ersten Kreuzung überlegen ob links oder rechts lang. Wir können uns nicht entscheiden und gehen erst einmal in die Taverne an der Ecke. Nach einem griechischen Salat und Gyros Spezial biegen wir links ab. Auf den guten Strasse kommen wir flott voran.
Da wir uns im bergigen Norden von Griechenland befinden ist es relativ kühl. Am Himmel sind richtige Wolken - das ist auch mal ganz schön.
Wieder finden wir einen ganz guten Platz für die Nacht. Wir biegen einfach nach links ab und bleiben auf einem Waldweg stehen.

27.08.2008
Wir müssen nicht mal wenden um wieder auf die Strasse zu kommen, denn der Weg führt im Bogen um einen Hügel herum. Unser Ziel heißt  Thessaloniki. Zum einen kommt man kaum daran vorbei und ausserdem wollen wir noch Vorräte bunkern. Eine nagelneue Autobahn führt aus den Bergen hinein in die heiße Ebene. Die Autobahn ist so neu, daß die verzinkten Leitplanken noch glitzern, und ganz ohne Beulen sind. Sogar die Mautstation ist noch nicht in Betrieb. Nach dem geholper der letzten Tagen  eine Wohltat aber stinklangweilig. Dafür kommen wir schnell vorwärts. Vor Thessaloniki kommt eine weitere Mautstation. Der Mann im Kassenhäuschen winkt uns durch mit einer Handbewegung, die sagen soll: "Weg mit Euch!"   OK.
Thessaloniki umfahren wir auf der Ringroad und finden einen Lidl Supermarkt für unseren Raubzug. Nachdem die Vorräte verstaut sind rechnen wir die Dieselmenge aus, die wir in der Türkei verfahren werden. Incl. der Sicherheitsreserven (direkt hinter der iranischen Grenze bekommt man nur schwer Diesel) kommen wir auf 750 Liter. Das bedeutet volltanken, denn in der Türkei wollen wir nicht tanken müssen. Weil um Thessaloniki der Treibstoff günstiger scheint als im Rest des Landes, bunkern wir 520 Liter und fahren in die Nacht hinein nach Osten.

28.08.2008
Die Tiere sind sich einig. Bis zum Morgengrauen bellen in Etappen die Hunde, danach zwitschern die Vögel was das Zeugs hält. Ein echtes Team. Für Heute ist viel fahren angesagt. Weil wir Griechenland schon 2003 besucht haben, ist es heuer nur ein Durchreiseland. Meist stehen wir irgendwo "wild", was nicht erlaubt, aber geduldet wird. Trotzdem finden wir nicht die Herzlichkeit vor wie Anderswo. Die seltenen Kontakte (Tankstelle, Kaufladen, Campingplatz) sind immer komisch. Vielleicht liegt es ja auch an uns.
An einer Tankstelle waschen wir den Magirus mit Höchstdruckreiniger (haut mich fast von der Leiter) und durchstreifen noch einen Supermarkt. Das sind die Highlights für den Tag. In Alexandroupolis gehen wir auf den Campingplatz, den wir von 2003 noch kennen. Hier wollen wir uns noch mal hübsch machen, für den Orient.

29.08.2008
Ein Ruhetag. Das heißt Wäsche waschen, Magirus putzen, Geschirr spülen, Licht reparieren, Steckdose umklemmen, Mückengitter anbringen, Reiseinfos zusammensuchen, alle Akkus laden, Bilder aussuchen, Reisebericht schreiben.
Und keinen Meter Magirus fahren. Was soll daran erholsam sein?



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