Teil 18 Cochin bis Jaisalmer

  REISEBERICHT  2008/09  Indien   

03.02.2009
Von Coimbatore geht es hoch in die Berge. Das ist immer schön, weil die Landschaft reizvoll ist und die Vegetation sich schnell ändert. Weg von den Palmen, hin zu Tee und Eukalyptus Bäumen. Der Ort Ooty liegt auf 2200m Höhe und wurde im 19. Jahrhundert von den Briten 'entdeckt'. Die einheimischen Hirten wurden missioniert oder verfolgt. Der Ort wurde zum Sommerdomiziel der Regierung in Madras ausgemacht. Häuser aus Stein gebaut, Kirchen, eine Pferderennbahn, ein künstlicher See und ein Botanischer Garten angelegt. Wir besichtigen den Botanischen Garten. Dani kauft in den davor plazierten Geschäften Handtaschen (vier Stück!) und eine Sonnenbrille.  Uwe eine Klappmesser und eine Softair Pistole. Am See ist ein Vergnügungspark eingerichtet. Man kann Pferde reiten oder Karusell fahren. Ausflugsboote gleiten über den See, eine kleine Lokomotive fährt am Ufer entlang.
Wir stellen uns an den See.
Zum Abendessen gibt es heute nix vom Buffet sondern aus der Proviantkiste vom Magirus. Nudeltopf zum Folie abreissen und heisses Wasser drauf kippen.

04.02.2009
Wenn die kleine Eisenbahn im Ungeheuer verschwindet hupt sie, so laut sie kann. Zielgruppe für die kleine Eisenbahn am See sind natürlich Kinder. Und was wäre eine Fahrt am See ohne im Rachen eines Ungeheuers zu verschwinden?
Den ganzen Vormittag verwenden wir für die Reparatur des Fahrtenschreibers. Das Lager eines Kunststoffzahnrades war ausgeschlagen. Aus dem Blech einer Getränkedose habe ich eine Hülse gebastelt und jetzt zählt der Zähler wieder.
Die N67 führt durch das Mudumalai Wildlife Sanctuary. Ich sag noch zu Dani, nimm schon mal die Kamera in die Hand, fall's was Tolles zu sehen ist. Aber sie weiß es ja besser. Und als die Raubkatze vor dem Magirus über die Strasse rennt ist die Kamera natürlich nicht griffbereit. Also können wir es erstens nicht beweisen und zweitens nicht genau nachvollziehen, was da vor unserer Nase im Wald verschwunden ist. Ein Tiger war es jedenfalls nicht, die sind leicht an den Steifen zu erkennen.
Irgendwas zwischen Leopard und Panther muß es gewesen sein. Zum verrückt werden.
Zur Entschädigung sehen wir eine Menge Vögel, Affen, Rehe und ein Schwein. Auch Elefanten gibt es wieder. Die sind aber nicht wild, sondern arbeiten für die Menschen. Wir haben viel Freude an diesem Streckenabschnitt.
Zur Nacht bleiben wir auf einem großen Parkplatz vor einem Restaurant. Das Abendessen im Restaurant schlägt mir wieder auf den Magen. In den letzten zwei Wochen war das nicht so. Wir müssen herausfinden woran das liegt, sonst kann ich in Indien nicht mehr essen gehen und das wäre eine Schande.

05.02.2009
Bis Mysore sind es nur noch 70km und so schaffen wir heute die Besichtigung des
ehemaligen Maharaja Palastes Amba Vilas und den Zoo.
Der Palst wurde von einem britischen Architekten entworfen
und 1912 fertig gestellt. Den Baustil vereint Elemente der hinduistischen, islamischen und europäischen Architektur. Der Palast ist überladen mit prunkvollem Luxus. In dieser Phase der britschen Kolonialzeit hatten die Maharajas keine politische Macht mehr. Sie wurden mit Geld ruhig gestellt und haben sich in einen verschwenderischen Lebensstil geflüchtet.
Den Palast kann man für (Inder 20Rs / Ausländer* 200Rs) besichtigen. Im Palast ist fotografieren verboten. Ein Permit ist nicht erhältlich. Für 5Rs soll man seine Kamera abgeben, oder versteckt sie in der Hosentasche. Um die Schuhe vor dem Palast abzustellen werden 50Rs kassiert. Oder man quetscht die Schuhe in seine Handtasche, so wie Dani.
In den Zoo kommen wir für 25Rs pro Person, so wie die Inder. Endlich wollen wir einen Tiger sehen. Aus dem Fahrerhaus des LKW stehen die Chancen dazu eher schlecht. Ein halbes Dutzend Tiger hat der Zoo. Auf uns machen die Tiere im Zoo immer einen traurigen Eindruck, weil sie nicht in Freiheit leben. Aber wer weiß, vielleicht lachen sich die Tiere ja ins Fäustchen. Keine natürliche Feinde, immer ausreichend zu essen und den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen.
Vielleicht gefällt es den Tieren ja. Viele Menschen verbringen so ihren Jahresurlaub.
Es gibt Giraffen, Nashörner, Elefanten wieder, drei Nilpferde, Affen, einen Löwen und eine Menge Vögel und viele Krododile.
Leider können wir nicht ermitteln welche Art von Raubkatze wir Gestern im Park gesehen haben. Hier gibt es Leoparden und Panther in verschiedenen Farben. Am ehesten kommt der Panther hin aber ohne das typische Muster im Fell. Naja, egal.
Leider dürfen wir nicht auf dem Parkplatzs des Zoo's übernachten und suchen uns einen anderen Parkplatz in der Nähe eines Restaurant's.

*Ausländer: Die zehn oder auch zwanzigfachen Eintrittspreise werden nicht nur von westlichen Touristen verlangt. Für Besucher aus Tibet, Bangladesch oder Pakistan gilt das natürlich auch. (Wenn Pakistani's kommen würden)

06.02.2009
Wir schlafen lange, weil uns einige Stunden aus der Nacht fehlen. Danke ihr Mücken, danke blöder Hund. Bis wir den Update fertig haben ist es schon Nachmittag. Wir beschließen nur noch ins Internet zu gehen und auf weitere Besichtigungen in Mysore zu verzichten.
Von Mysore führt eine vierspurige neue Strasse nach Bangalore. Da Bangalore am NH4 liegt und somit am Goldenen Viereck* angeschlossen ist, lohnt sich der Umweg.
Wir kommen gut voran, umfahren Bangalore aber weiträumig. Es ist gut etwas zügiger unterwegs zu sein, denn wir müssen Anfang April aus Indien raus. Vorher brauchen wir noch die Visa für Iran und Pakistan, wissen aber nicht wie lange wir dafür brauchen werden.
Ausserdem wollen wir uns auf dem Weg nach Norden noch ein paar Sachen anschauen. Nächstes Ziel ist Hampi.
Ein Stellplatz für die Nacht ist schnell gefunden: Indian Oil, mal wieder.

*Goldenes Viereck: Superhighway der die vier großen Metropolen Indiens miteinander verbinden wird,
wenn fertig gestellt. Delhi, Mumbai, Kolkatta und Chennai.

07.02.2009
Auf der sehr guten NH4 sind wir den ganzen Tag in Richtung Mumbai unterwegs. Bis wir den Abzweig auf die NH13 verpassen. Die fehlende Beschilderung ist natürlich schuld. Ordentlich beschildert hätten wir die NH13 gar nicht verfehlen können.
Also fahren wir geraume Zeit über Nebenstrassen bis wir wieder auf dem richtigen Weg sind.
Übernachtet wird auf einem Schotterplatz zwischen Tankstelle und Speditionsgebäuden. Laut aber kühl.

08.02.2009
Am frühen Nachmittag erreichen wir Hampi. Hampi ist eine Ansammlung von Ruinen die zu dem untergegangenen Königreich Vijayanagar gehören. Die ehemaligen Bauwerke sind über viele
Quadratkilometer in der felsigen Landschaft verteilt. In Hampi wird noch immer ausgegraben bzw. gebaut. Der Ort Hampi Bazar selbst ist nur mit entsprechendem Parkticket zu erreichen. Auf dem Parkplatz stinkt es unerträglich, denn irgendwann in den letzten 800 Jahren muß die Kanalisation kaputt gegangen sein und so wird u.a. der Parkplatz als Klo benutzt. Angeblich soll der Ort auch wieder abgerissen werden, um den Status als Weltkulturerbe nicht zu gefährden. Nach einem guten Abendessen im Restaurant ziehen wir also um.
Zum Glück kann man mit dem Lastwagen zwischen den Ruinen umherfahren und so finden wir einen netten Platz hinter einen Tempel zum übernachten.

09.02.2009 (Heute sind wir sechs Monate unterwegs)
Heute ist ein Hindu- Feiertag und die ganze Nacht über war im Tempel nebenan Party.
Eine Ruine bestaunen wir noch und fahren dann weiter nach Badami.
Bis wir in Badami am Kassenhäuschen stehen haben die Hölen nur noch 14 Minuten geöffnet. Das erscheint uns zu knapp und wir entscheiden uns Morgen noch mal her zu kommen.
Der Parkplatz einer Hotelbaustelle bietet uns eine gute Übernachtungsmöglichkeit.

10.02.2009
Badami hieß früher Vatapi und war vom 6.-8. Jahrhundert die Hauptstadt des Chalukya Reiches. Zu sehen sind in den Fels geschlagene Höhlentempel. Von Badami geht die Reise in das nahe gelegene Pattadakal. (Weltkulturerbetempel)
Viele Touristen besuchen diese Tempelanlage. In etlichen Bussen werden Schulkinder zur Besichtigung angekarrt.
Dani und ich sind wieder ein gern gesehenes Fotomotiv. Auf unzähligen indischen Handy's und Fotoapparaten sind nun Bilder von uns. Wir fragen uns manchmal warum die indischen Touristen sich immer uns dazu aussuchen. Bei den meisten touristischen Highlights sind auch andere westliche Reisende anwesend. Nie können wir beobachten, daß andere Weiße zum fotographieren positioniert werden. Aber wir knipsen zurück und alle haben ihre helle Freude.
Von Pattadakal fahren wir wieder zurück auf die gute NH13 nach Norden. Wir kommen durch Bijapur und sehen das Gol Gumbaz* im vorbeifahren. Ein paar Kilometer hinter Bijapur parken wir den Deutz an einer HP Tankstelle zur Nacht. Mittlerweile mögen wir diese Übernachtungsmöglichkeiten. Heute zum Beispiel haben wir jede Menge Platz, es ist ruhig und man lässt uns in Frieden. Gegen 22h kommt der Watchman vorbei und stellt sich vor. Das war's.


*Gol Gumbaz: Islamisches Grabmahl mit riesiger Kuppel.

11.02.2009
Jetzt sind wir so nah an diesem
Bauwerk und haben es nicht von Innen besichtigt. In den letzten Tagen hatten wir aber schon so viele alte Steine gesehen, daß unsere Lust langsam verbraucht ist. Wir denken nochmal nach und sagen uns dann:
"Wir haben gar keine andere Wahl." "Warum?" "Weil das Ding halt da ist. Und weil wir jetzt hier sind" Also fahren wir die paar km zurück und besichtigen das gigantische Gol Gumbaz. Es ist das Grabmahl des 1657 verstorbenen Sultans Adil Shah. Innen recht schmucklos aber durch seine schiere Größe beeindruckend. Die Kuppel ist angeblich die zweitgrößte der Welt. Nur die Kuppel des Petersdom in Rom soll größer sein. Die Akustik auf der Galerie ist atemberaubend. In dem Flüstergewölbe hört man jedes gesprochene Wort, als Echo, von der anderen Seite der Kuppel, als ob die Person direkt hinter einem steht und nicht 40 Meter entfernt. Wobei 'Flüster'galerie nur im übertragenen Sinne gemeint ist. Wir sind hier in Indien und so nehmen wir eher eine Kreisch- und Johlgalerie wahr. Daß es sich hierbei eigentlich um eine Grabmahl handelt spiel offenbar keine Rolle.
Die NH13 endet in Solapur und wir fahren auf der NH211 weiter. War auf der 13 alle paar Kilometer eine Tankstelle vorhanden und die Infrastruktur auf Fernverkehr ausgelegt, ist das jetzt anders. Die Strasse wird schmaler und wir kommen seltener durch Ortschaften. Die Landschaft ist flach, es wächst Zuckerrohr, Weizen und Baumwolle.
Zu unserem Pech sind auch die vielen Tankstellen verschwunden, obwohl der Verkehr nicht viel weniger geworden ist. Wo sollen wir denn übernachten? Es ist fast schon dunkel als wir eine Tankstelle finden.
Hier wohnt wieder ein ganz anderer Schlag Menschen. Kaum jemand spricht noch englisch. Was die Menschen nicht davon abhält, sich mit uns zu unterhalten. Enttäuscht, daß wir kein Hindi verstehen reichen die Sprachkenntnisse aber trotzdem, um uns um irgendwas anzubetteln. Oder uns wenigstens minutenlang anzuglotzen und alle paar Sekunden neben uns auf den Boden zu spucken.
Es gibt immer wieder Gegenden oder Ortschaften wo kein einziger Mensch lächelt. Als ob sich alle abgesprochen hätten, finster drein schauen zu wollen. Ein paar Kilometer weiter winken die Kinder und die Jugendlichen lachen oder johlen uns zu, als ob wie ein Prinzenpaar vom Fasching wären.

Heute übernachten wir ehr in so einem Aschermittwoch-Dorf.

12.02.2009
Ein reiner Fahrtag. Das spektakulärste Ereignis ist ein verstopfter Dieselfilter. Was weiter nicht schlimm wäre. In ein paar Minuten ist der Filter gewechselt, Vorfilter gereinigt und die Anlage entlüftet. Sorge macht uns die kurze Standzeit des Filters. Den letzten Filter haben wir vor 5.300 km erneuert. Der davor hatte 13.000km gehalten. Vermutlich ist der Treibstoff hier so verunreinigt. Jetzt haben wir noch einen Filter als Reserve, dann müssen wir sehen wo wir Ersatz her bekommen.
Bei der Ankunft in Ellora ist es schon wieder zu spät zur Besichtigung. Darum übernachten wir auf dem Parkplatz des Hotel Kailash.
Eine Horde Affen turnt auf den Bäumen neben dem Magirus und wir haben unseren Spaß beim beobachten. Ein Angestellter vom Hotel kommt vorbei, (ganz freundlicher Mann) sieht die Affen, und holt sein Luftgewehr. Eins, zwei Schüsse und die Affen sind alle weg. Vielleicht auch ganz gut so...

13.02.2009
Besichtigung der Höhlen- und Felsentempel von Ellora. Es gibt insgesamt 34 Bauwerke. Die Höhlen 1-12 sind buddistisch, 13-29 hinduistisch und 30-34 jainistisch. Wir besichtigen Höhle 1-14, lassen 15 aus und überlegen bei 16 was wir tun sollen. Der Reiseführer sagt, wir sollen 16 als letzte besichtigen - damit man die Höhlen insgesamt 'besser versteht'. Das würde bedeuten, wir müssten jetzt 17 bis 34 besichtigen, wobei 30-34 in der hintersten Ecke sind, ca. zwei Kilometer in der Sonne zu laufen.
Wir pfeifen auf den Reiseführer und schauen uns in Ruhe Nr. 16  an, den Kailash Tempel. Es ist auch der spektakulärste und größte Tempel von Ellora, der den heiligen Berg Keilash darstellt. Der Keilash liegt in Tibet und ist im Buddismus, Hinduismus, Jainismus und Bön ein sehr wichtiger spiritueller Ort.
Auf dem ersten Blick könnte man meinen, ein Tempel aus Stein wurde in einer Felsspalte errichtet. In Wirklichkeit wurden tausende Tonnen Fels entfernt um diese Anlage aus dem Berg heraus zu arbeiten. Nach Tempel 16 haben wir wirklich keine Lust mehr auf Tempelhöhlen und gehen zurück zum Hotel.

Danach Weiterfahrt nach Ajanta. Übernachtung auf dem Parkplatz von, äh, 'Ajanta'? Wir befinden uns an einem Ort, an dem alle Touristen gesammelt werden. Hier wird umgestiegen in Shuttle Busse, die zu den Höhlen fahren. Dazu werden die Touristen durch einen Shopping Komplex geschleust.
Heute ist es zu spät um die Tempelhöhlen
(aber bestimmt die letzten für diese Reise) zu besichtigen. Es gibt aber einen Geldautomatem im Shopping Komplex. Wir ziehen Geld und haben eigentlich Hunger. Wir würden ja irgendwo was essen aber das hohle Gelaber von den Verkäufern geht uns so gegen den Strich, daß wir verzichten und lieber Spagetti mit Käsesauce im Magirus essen.
Beim verlassen der Shopping Mile gibt es noch Ärger mit der 'Security'. Der Mann will uns nicht aus dem Tor raus lassen. Denn das wäre der Eingang. Der Ausgang ist da hinten. (Vielleicht 50 Meter Umweg)

Grund sind die Geschäfte die sonst kein Mensch besuchen würde, weil sie in einer Sackgasse liegen. Den Besuchern wird so ein weiterer Spießrutenlauf auf dem Weg zum Parkplatz zugemutet. Das macht uns beide wütend.

14.02.2009
So, heute
besichtigen wir wieder Höhlentempel. Auf dem Parkplatz haben wir gut geschlafen, fühlen uns ganz wohl und kommen erst spät in die Hufe.
Wir müssen drei mal durch den
Shopping Komplex laufen weil ich das Geld im Magirus vergessen habe. Vor der Bushaltestelle werden 2x7Rs kassiert, keine Ahnung warum. Im Shuttle Bus 2x12Rs für 'Bus mit Klimaanlage'. Am Kassenhäuschen zahlen wir 2x250Rs Eintrittsgebühr für 'Ausländer'.  Wir laufen den restlichen Weg zu den Höhlen und sparen 400Rs, weil wir uns nicht auf einem Stuhl hoch tragen lassen. (Das ist kein Witz!)
Die Höhlentempel sind schön. In vielen der Tempel von Ajanta sind vor Jahrhunderten Fresken an die Wand gemalt worden. In einem Tempel sind die Fresken hinter Fensterscheiben geschützt weil viele Besucher ihre Namen in die Wand geritzt hatten. Ich denke mir so meinen Teil und sehen mir die zerstörten Kunstwerke an. Sofort kommt ein Wächter und maßregelnt mich, daß ich dort nicht hin darf. Hat er Angst daß meine Blicke noch mehr kaputt machen?

Fertig mit Höhlentempel. Auf nach Rajastan! Wir fahren auf den NH6 und nehmen uns eine Bharath Petrolium. Spagetti mit Tomatensauce zum Abendessen.

15.02.2009
Eigentlich wollte ich ja über unsere Eskapaden im Strassenverkehr nicht mehr berichten. Am Ende ist das Internet vollgeschrieben und ich bin schuld.
Den gesamten Arbeitstag verbringen wir auf der Strasse. Und es sind so viele Verrückte unterwegs.
"Was denkt Der sich dabei?" ist einer der häufigsten Sätze im Magirus-Fahrerhaus. "Nicht viel!" ist meistens die Antwort.
Wir können nicht verstehen wieso die Moppedfahrer ihr Leben so leichtfertig auf's Spiel setzen. Statt im Verkehr mitzuschwimmen, fahren Viele unverantwortlich langsam mitten auf der Fahrbahn als ob weit und breit kein LKW unterwegs wäre.
Mutter auf dem Rücksitz, mit Säugling im Arm, das ältere Kind auf dem Tank, alle ohne Helm.
Wieso laufen vier junge Kerle nebeneinander auf der Landstrasse, wo von hinten die 40-Tonner anrollen? Ich hupe und sie glotzen bescheuert während sie zur Seite springen. Ich wette meinen Ersatzreifen, daß sie es in zwei Minuten wieder vergessen haben.
[1]
Warum werden wir immer wieder mal in Unfälle verwickelt? Meiner Kultur und Verkehrserziehung entspechend überhole ich nur, wenn ausreichend Platz zur Verfügung steht und ich niemanden gefährde. Beim 'überholt werden' gehe ich davon aus, daß der 'Schnellere' auch so denkt. Vielleicht liegt da der Fehler - nicht vom Gas zu gehen. Der Gedanke, daß Der hinter mir die Verantwortung für den Überholvorgang trägt ist vielleicht falsch, in Indien.
Als Gast im Land mag ich nicht urteilen über richtig und falsch, gut oder schlecht. Wir reisen durch das Land und nehmen zur Kenntnis was anders ist. Was uns wirklich frustriert ist die Gewalt im Strassenverkehr. Das finden wir schlecht.

Nebenbei hab ich heute noch ne Ziege tot gefahren.

16.02.2009
Bei Zeit sind wir wieder auf der Piste und schon bald in Vadorada. Wir sind auf dem Weg nach Rajastan und machen viele Kilometer. Die Strassen sind erstaunlich gut. Den NE1 (National Expressway Nr 1) kennen wir noch von der Fahrt in den Süden und freuen uns schon auf dieses ausserkontinentale Erlebnis. Der NE 1 verbindet über ca. 100km Vadorada mit Ahmadabad, berührt dabei aber keine andere Ortschaft. Man gleitet auf einem Damm durch gepflegte Agrarlandschaft und fühlt sich wie in einem überdimensionalen Phantasialand. Kein Müll liegt herum, alle paar Kilometer sitzt ein Secuity Guard und passt auf, daß niemand über die Leitplanke steigt. Abstrakt. Die verantwortliche Behörde hat Schilder aufgestellt wie. "Ihr Komfort ist unsere Pflicht." oder "Schütze die Bäume, schütze die Natur." Unser Favorit ist "National Expressway Nr 1 - eine Traumstrasse." Danach ist alles wieder normal.
Der Zustand der Strassen ist aber erstaunlich gut. Vor zwei Monaten, auf dem Weg nach unten, hatten wir schreckliche Schlaglochpisten zu bewältigen. Im Moment läuft alles wie am Schnürchen (klopf auf Holz).
Reliance ist eine seltsame Tankstellenkette. In ganz Indien gibt es Filialen der Marke - die meisten sind aber geschlossen. Das verwundert um so mehr, da alle Tankstellen topmodern sind. Ganz neu und sauber, aber ausser Betrieb.
Heute finden wir eine Tankstelle von Reliance die geöffnet hat. Kein Diesel und Benzin zu verkaufen, aber LPG (Gas für Auto's)
Der Tankwart 
hat viel Zeit und im Laufe des Abends kommen wir ins Gespräch. Er sagt, in Indien sind 60% der Menschen gut und 40% schlecht. In Gujarat sind 80% gut. Was soll man davon halten?
An Ende schenken wir beiden Männern Schokolade und sie sagen, wir wären Freunde. Das ist schön.


17.02.2009
Die Landschaft wird trockener. Man merkt, daß wir in die Wüste kommen. Die Wüste Thar erstreckt sich über den Westen von Rajastan und stößt im Süden an die Dekkan Ebene, die wir im Begriff sind, zu verlassen.
Auch die Menschen haben sich verändert. Die Männer tragen vermehrt Turbane und gezwirbelte Oberlippenbärte. Dazu weiße Gewänder und Pumphosen (Dothi). Die Frauen haben andere Kleider und tragen noch mehr Schmuck . Sie erinnern manchmal an das Bild was man von Zigeunerfrauen im Kopf hat. Nur die jungen Leute, die sich nach westlichem Stil kleiden, unterscheiden sich in nichts von den jungen Leuten Anderswo. Hoffendlich bleibt die Tradition der bunten Kleider und Saris noch lange erhalten. Das sieht nämlich besser aus als Jeans und T-Shirt.
Wir kommen nach Rajastan und freuen uns schon auf die Sanddünen. Es herrscht wenig Verkehr und das ist herrlich.
Trotzdem sehen wir heute mehr tot gefahrene Tiere als an jedem anderen Tag. Ziege, Schaf, ein ganzes Kamel und ungezählte Hunde. Zum Glück geht keines davon auf mein Gewissen.
Die Männer von der Bharat Petroleum sprechen kein Englisch und so haben wir einen eher ruhigen Abend.

18.02.2009
Gemütlich fahren wir die letzten 110km dürch die Wüste nach Jaisalmer. Die blöde Vegetation will nicht aufhören, wo bleiben die Dünen? Die Bewässerungsprojekte zeigen Wirkung. Nicht ohne Grund gilt die Wüste Thar als die am dichtesten besiedelte Wüste der Welt.
Die Nähe zu Pakistan erklärt das hohe Aufkommen von Militär. Die Allrad LKW des indischen Miltär haben Ähnlichkeit mit unserem Magirus. Auch die Reifengröße 12:00R20 würde bei uns passen. Das ist gut, denn unsere Hinterreifen machen nicht mehr so eine gute Figur. Bald brauchen wir Ersatz.
In
Jaisalmer finden wir einen guten Parkplatz direkt neben dem Fort. Der Tag ist nicht mehr ganz frisch daher besichtigen wir den Palast heute nicht mehr, aber wir schlendern durch die mittelalterliche Stadt und bekommen einen ersten Eindruck. Es wird viel gebaut in der Altstadt um die Substand zu erhalten und wieder herzustellen. Durch den Tourismus wird wieder in die alten Gebäude investiert. Sonst wäre die Festung im Laufe der Zeit verfallen und unbewohnbar geworden. Unser Reiseführer vertritt die Ansicht, der Fremdenverkehr wäre am Zerfall der Gebäude Schuld. Diese Auffassung können wir nicht nachvollziehen. Die Festung Jaisalmer ist schön, daß man durch Kothaufen läuft und die Gassen nach Urin riechen darf den Besucher in Indien nicht stören.
Direkt an der Stadtmauer wollen wir wegen dem Gestank nicht übernachten und so fahren wir an das KTDC Tourist Hotel. Für eine geringe Gebühr dürfen wir bleiben. In der Küche haben sie ein Problem mit einer undichten Gasflasche. Wir helfen gerne mit Werkzeug aus. Das kommt uns ja schließlich auch zugute.

19.02.2009
Wo viele Touristen sind, gibt es auch wieder Internet  - das ist gut.




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