Eigentlich
sollte es ja ein mal
rund um das östliche Mittelmeer gehen. Mit der Fähre nach Tunesien,
durch
Libyen nach Ägypten, dann nach Jordanien und Syrien und über die Türkei
wieder
nach Hause. Sechs Monate sollten dafür mehr als genug sein. Aber
erschwerte
Einreise Bedingungen nach Libyen machten uns diesen Plan zunichte. Was
blieb war
der Wunsch in die Sahara zu reisen und/oder den Nahen Osten zu
besuchen.
Zum
Zeitpunkt unserer Abreise im Januar war das US amerikanische Militär
noch mit
dem Aufmarsch ihrer Streitmacht in der Golfregion beschäftigt. Wegen
der
unklaren Lage hatten wir uns Visa sowohl für Algerien als auch für
Syrien
besorgt um flexibel zu bleiben. Wichtig war für uns, einfach nur
unterwegs zu
sein, das Ziel war zweitrangig. Letztlich entschieden wir uns, zuerst
nach
Algerien zu fahren.
Die
Wüstenlandschaften der Sahara, besonders die Sanddünen haben uns stark
beeindruckt. Man sagt, wer zum ersten mal in die Sahara fährt, fängt
sich
entweder den Bazillus und kommt immer wieder, oder nie mehr. Dani und
ich sind
uns sicher, dass wir wieder hin fahren. Der Winter ist die ideale Zeit
für eine
Reise nach Nordafrika da die Temperaturen in Sommer unerträglich sind.
Richtig
viel los ist in der Wüste nicht. Zumindest nicht, wenn man permanente
Unterhaltung
wie in einem Club wünscht. Langweilig wird es aber nie. Denn ganz
banale Dinge
wie Versorgung mit Wasser und Lebensmittel, die Orientierung in der
Landschaft
und der Umgang mit dem Fahrzeug stehen ganz im Vordergrund. Es ist
erstaunlich
wie sparsam man sein kann, wenn es drauf an kommt. Und wie dankbar,
wenn es
eine Dusche gibt, oder ein kaltes Bier!
Am liebsten würden wir im nächsten Winter
wieder nach Algerien fahren, wir hatten uns quasi schon mit Bekannten
verabredet. Doch durch das Verschwinden europäischer Touristen auf der
so
genannten „Gräberpiste“ erscheinen Reisen in diese Region auf Jahre
hinaus zu
riskant. Zu keiner Zeit hatten wir jedoch ein Gefühl der Unsicherheit.
Die
Bevölkerung
in Algerien ist freundlich, es wird aber häufig, vorwiegend von Kindern
gebettelt. In erster Linie da, wo Touristen angefangen haben mit
Kugelschreibern um sich zu werfen. Die häufigen Militärposten geben
einem ein
(trügerisches) Gefühl von Sicherheit.
Nach einem
Monat
hatten wir das Gefühl genug gesehen zu haben und zumal einige Vorräte
zu Ende
gingen entschieden wir uns wieder nach Norden zu fahren.
Nach ein paar
Wochen
in Tunesien sind wir über Sizilien und Süditalien nach Griechenland
weiter
gereist. Das Wetter hätte ruhig besser sein können, wir sind zwar nicht
wasserscheu,
aber zu Griechenland hätten wir uns doch etwas mehr Sonne gewünscht.
Als am
Magirus eine Ölleitung am Motor undicht wurde, waren wir gezwungen,
zwei Tage
im Regen und Schneesturm im Straßengraben zu warten. Wir waren froh,
alles zum
Leben dabei zu haben: Essen, zu trinken, Musik und nette
Gesellschaft...
Geholfen hat uns Niemand. Das Warndreieck ist uns dafür geklaut worden.
Das war
aber auch das einzige mal, dass unser Auto abgeschleppt werden musste.
Die
anderen Pannen konnte ich immer selbst beheben oder der Magirus war
noch
fahrbereit um bis zur nächsten Werkstatt zu kommen.
Griechenland
finden wir schön. Vor allem dort wo sich die Eingriffe in die Natur in
Grenzen
halten. Athen hat uns weniger gefallen. Diese Stadt ist laut, hektisch
und die
Luftverschmutzung ist enorm. Wie hier 2004 die Olympischen Sommerspiele
stattfinden sollen ist uns ein Rätsel.
Nach fast einem Monat in
Griechenland
war die Neugier wieder groß ein neues Land kennen zu lernen. So fuhren
wir
weiter in die Türkei und verbrachten gut zehn Tage in Istanbul. Mit der
Einreise in ein islamisches Land ist
uns sofort wieder die freundliche und offene Art der Menschen positiv
aufgefallen. Im deutlichen Gegensatz zu den eher westlichen Ländern wie
Italien
und Griechenland. Wir sind häufig von Fremden zum Tee eingeladen worden
oder
Dani bekommt spontan Blumen geschenkt. (so was will ich eigentlich
nicht
einreißen lassen)
In Nähe der touristischen Sehenswürdigkeiten sind
zwar
Verkäufer und Schlepper jeder Art unterwegs und natürlich sehr nervig,
sonst
ist unsere Erfahrung mit dem Menschen unterwegs durchweg positiv.
In
Istanbul
hatten wir uns zu entscheiden, ob wir noch nach Syrien einreisen
wollten.
Unsere Visa aus Bonn waren mittlerweile abgelaufen und in Istanbul gibt
es ein
syrisches Konsulat, in dem Touristenvisa ausgestellt werden. Der Krieg
im Irak war mittlerweile zwar vorüber, zumindest die offiziellen
Kämpfe, aber,
schon
mal mit viel Militär in der Region, spielten die Amerikaner offenbar
mit dem
Gedanken Syrien gleich mit zu erobern. Die Syrer sollten ja angeblich
Saddam
Hussein mit seinen Massenvernichtungswaffen versteckt halten. Im Irak
war Er ja
nicht zu finden.
Andere Reisende, die wir unterwegs trafen, gaben uns
jedoch
sehr positive Auskünfte, was die Sicherheitslage in Syrien anging. Auch
das
Auswärtige Amt riet nicht von Reisen ab. So entschlossen wir uns,
wieder Visa
zu besorgen. Eine Weiterreise nach Jordanien war mit diesem Visum
allerdings
nicht möglich, da es nur eine einmalige Einreise gestattet und wir
nicht mehr
nach Ägypten oder Israel weiter fahren wollten.
Brav
haben wir
uns durch alle türkischen Sehenswürdigkeiten gearbeitet, uns jedoch
auch
manchmal die Freiheit genommen großzügig etwas auszulassen.
Antike
Ausgrabungsstätten erinnern uns eher an betriebswirtschaftliche
Einrichtungen
als an archäologische Forschungsstätten. Ganz schlimm ist die türkische
Mittelmeerküste im Süden zu betoniert. Wahrscheinlich gibt es aber auch
schöne
Flecken innerhalb der ummauerten Hotelareale. Nur Urlaub möchten wir
dort nicht
machen müssen.
Die
Syrer sind
die aller freundlichsten Menschen, die wir auf der ganzen Reise kennen
gelernt
haben. Sobald klar ist, dass man aus Deutschland ist. Amerikaner und
Engländer
sind sehr unbeliebt, aber als Franzose oder Deutscher wird man herzlich
willkommen geheißen.
Unangenehm ist jedoch der gelegentliche Hinweis
wie toll Hitler
doch war. Die Feindschaft zu Israel ist deutlich zu spüren. Außer uns
haben wir
nur sehr wenige Touristen gesehen. Schon in der Türkei war der
Tourismus stark
zurück gegangen, in Syrien quasi auf Null.
Auf dem
Rückweg
ist uns dann in Griechenland eine Blattfeder an der Vorderachse
gebrochen. Beim
Reparieren auf einem Campingplatz ist der LKW leider im ungünstigen
Moment vom
Wagenheber gerutscht. Dabei hat er mich am Kopf getroffen und das
Bremsgestänge
war auch gebrochen.
Dank ausreichend mitgeführter Teile und meiner
Freundin
Dani (Krankenschwester) ist aber alles wieder gut geworden.
Fazit:
Die
Menschen die wir unterwegs trafen, haben uns oft einen kleinen Einblick
in eine
andere Art des Lebensrhythmus erlaubt. Die Sahara und auch Syrien als
Land
haben uns am meisten beeindruckt. Wir bereuen keinen einzigen Kilometer
und
wären am liebsten weiter gefahren.
Daniela
Strecker und Uwe Raikowski.
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