REISEBERICHT  2003      Tunesien - Algerien - Italien - Griechenland - Türkei - Syrien


Eigentlich sollte es ja ein mal rund um das östliche Mittelmeer gehen. Mit der Fähre nach Tunesien, durch Libyen nach Ägypten, dann nach Jordanien und Syrien und über die Türkei wieder nach Hause. Sechs Monate sollten dafür mehr als genug sein. Aber erschwerte Einreise Bedingungen nach Libyen machten uns diesen Plan zunichte. Was blieb war der Wunsch in die Sahara zu reisen und/oder den Nahen Osten zu besuchen.
Zum Zeitpunkt unserer Abreise im Januar war das US amerikanische Militär noch mit dem Aufmarsch ihrer Streitmacht in der Golfregion beschäftigt. Wegen der unklaren Lage hatten wir uns Visa sowohl für Algerien als auch für Syrien besorgt um flexibel zu bleiben. Wichtig war für uns, einfach nur unterwegs zu sein, das Ziel war zweitrangig. Letztlich entschieden wir uns, zuerst nach Algerien zu fahren.

Die Wüstenlandschaften der Sahara, besonders die Sanddünen haben uns stark beeindruckt. Man sagt, wer zum ersten mal in die Sahara fährt, fängt sich entweder den Bazillus und kommt immer wieder, oder nie mehr. Dani und ich sind uns sicher, dass wir wieder hin fahren. Der Winter ist die ideale Zeit für eine Reise nach Nordafrika da die Temperaturen in Sommer unerträglich sind.
Richtig viel los ist in der Wüste nicht. Zumindest nicht, wenn man permanente Unterhaltung wie in einem Club wünscht. Langweilig wird es aber nie. Denn ganz banale Dinge wie Versorgung mit Wasser und Lebensmittel, die Orientierung in der Landschaft und der Umgang mit dem Fahrzeug stehen ganz im Vordergrund. Es ist erstaunlich wie sparsam man sein kann, wenn es drauf an kommt. Und wie dankbar, wenn es eine Dusche gibt, oder ein kaltes Bier!

 Am liebsten würden wir im nächsten Winter wieder nach Algerien fahren, wir hatten uns quasi schon mit Bekannten verabredet. Doch durch das Verschwinden europäischer Touristen auf der so genannten „Gräberpiste“ erscheinen Reisen in diese Region auf Jahre hinaus zu riskant. Zu keiner Zeit hatten wir jedoch ein Gefühl der Unsicherheit. Die Bevölkerung in Algerien ist freundlich, es wird aber häufig, vorwiegend von Kindern gebettelt. In erster Linie da, wo Touristen angefangen haben mit Kugelschreibern um sich zu werfen. Die häufigen Militärposten geben einem ein (trügerisches) Gefühl von Sicherheit.

Nach einem Monat hatten wir das Gefühl genug gesehen zu haben und zumal einige Vorräte zu Ende gingen entschieden wir uns wieder nach Norden zu fahren.
Nach ein paar Wochen in Tunesien sind wir über Sizilien und Süditalien nach Griechenland weiter gereist. Das Wetter hätte ruhig besser sein können, wir sind zwar nicht wasserscheu, aber zu Griechenland hätten wir uns doch etwas mehr Sonne gewünscht.
Als am Magirus eine Ölleitung am Motor undicht wurde, waren wir gezwungen, zwei Tage im Regen und Schneesturm im Straßengraben zu warten. Wir waren froh, alles zum Leben dabei zu haben: Essen, zu trinken, Musik und nette Gesellschaft...
Geholfen hat uns Niemand. Das Warndreieck ist uns dafür geklaut worden. Das war aber auch das einzige mal, dass unser Auto abgeschleppt werden musste. Die anderen Pannen konnte ich immer selbst beheben oder der Magirus war noch fahrbereit um bis zur nächsten Werkstatt zu kommen.

Griechenland finden wir schön. Vor allem dort wo sich die Eingriffe in die Natur in Grenzen halten. Athen hat uns weniger gefallen. Diese Stadt ist laut, hektisch und die Luftverschmutzung ist enorm. Wie hier 2004 die Olympischen Sommerspiele stattfinden sollen ist uns ein Rätsel.


Nach fast einem Monat in Griechenland war die Neugier wieder groß ein neues Land kennen zu lernen. So fuhren wir weiter in die Türkei und verbrachten gut zehn Tage in Istanbul. Mit der Einreise in ein islamisches  Land ist uns sofort wieder die freundliche und offene Art der Menschen positiv aufgefallen. Im deutlichen Gegensatz zu den eher westlichen Ländern wie Italien und Griechenland. Wir sind häufig von Fremden zum Tee eingeladen worden oder Dani bekommt spontan Blumen geschenkt. (so was will ich eigentlich nicht einreißen lassen)
In Nähe der touristischen Sehenswürdigkeiten sind zwar Verkäufer und Schlepper jeder Art unterwegs und natürlich sehr nervig, sonst ist unsere Erfahrung mit dem Menschen unterwegs durchweg positiv.
In Istanbul hatten wir uns zu entscheiden, ob wir noch nach Syrien einreisen wollten. Unsere Visa aus Bonn waren mittlerweile abgelaufen und in Istanbul gibt es ein syrisches Konsulat, in dem Touristenvisa ausgestellt werden. Der Krieg im Irak war mittlerweile zwar vorüber, zumindest die offiziellen Kämpfe, aber, schon mal mit viel Militär in der Region, spielten die Amerikaner offenbar mit dem Gedanken Syrien gleich mit zu erobern. Die Syrer sollten ja angeblich Saddam Hussein mit seinen Massenvernichtungswaffen versteckt halten. Im Irak war Er ja nicht zu finden.
Andere Reisende, die wir unterwegs trafen, gaben uns jedoch sehr positive Auskünfte, was die Sicherheitslage in Syrien anging. Auch das Auswärtige Amt riet nicht von Reisen ab. So entschlossen wir uns, wieder Visa zu besorgen. Eine Weiterreise nach Jordanien war mit diesem Visum allerdings nicht möglich, da es nur eine einmalige Einreise gestattet und wir nicht mehr nach Ägypten oder Israel weiter fahren wollten.


Brav haben wir uns durch alle türkischen Sehenswürdigkeiten gearbeitet, uns jedoch auch manchmal die Freiheit genommen großzügig etwas auszulassen.
Antike Ausgrabungsstätten erinnern uns eher an betriebswirtschaftliche Einrichtungen als an archäologische Forschungsstätten. Ganz schlimm ist die türkische Mittelmeerküste im Süden zu betoniert. Wahrscheinlich gibt es aber auch schöne Flecken innerhalb der ummauerten Hotelareale. Nur Urlaub möchten wir dort nicht machen müssen.

Die Syrer sind die aller freundlichsten Menschen, die wir auf der ganzen Reise kennen gelernt haben. Sobald klar ist, dass man aus Deutschland ist. Amerikaner und Engländer sind sehr unbeliebt, aber als Franzose oder Deutscher wird man herzlich willkommen geheißen.
Unangenehm ist jedoch der gelegentliche Hinweis wie toll Hitler doch war. Die Feindschaft zu Israel ist deutlich zu spüren. Außer uns haben wir nur sehr wenige Touristen gesehen. Schon in der Türkei war der Tourismus stark zurück gegangen, in Syrien quasi auf Null.

Auf dem Rückweg ist uns dann in Griechenland eine Blattfeder an der Vorderachse gebrochen. Beim Reparieren auf einem Campingplatz ist der LKW leider im ungünstigen Moment vom Wagenheber gerutscht. Dabei hat er mich am Kopf getroffen und das Bremsgestänge war auch gebrochen.
Dank ausreichend mitgeführter Teile und meiner Freundin Dani (Krankenschwester) ist aber alles wieder gut geworden.

Fazit: Die Menschen die wir unterwegs trafen, haben uns oft einen kleinen Einblick in eine andere Art des Lebensrhythmus erlaubt. Die Sahara und auch Syrien als Land haben uns am meisten beeindruckt. Wir bereuen keinen einzigen Kilometer und wären am liebsten weiter gefahren.

Daniela Strecker und Uwe Raikowski.